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Kopf hoch, Krone richten

Man kann hinfallen, man muss aber auch wieder aufstehen. Aufgeben ist keine Option, aber die letzten zwei Wochen waren insgesamt sehr herausfordernd für mich. Mein positives Mindset hat einen heftigen Knacks bekommen und ich war in meinem Kopf in einem tiefen Tal gefangen. Ich habe mich über mich selbst geärgert, mich immer wieder gefragt, warum mir das mit dem Bein nun auch noch passieren musste. Mit meiner Krebsdiagnose war ich über die letzten Monate sehr im Reinen und habe es akzeptiert, dass diese nun zu meinem Leben gehört. Aber ein gebrochenes Sprunggelenk war definitiv nicht in meiner Lebensplanung enthalten und schon gar nicht mitten in der Krebstherapie.

In mir kamen immer wieder Selbstzweifel hoch, ob ich das alles schaffen werde. Da konnte auch der zahlreiche positive Zuspruch von Carsten, meiner Familie und meiner Aussenwelt nicht viel daran ändern. Ich war und bin teilweise noch getrieben von Ängsten.

  • Ängste wegen des Laufens an Krücken und die Kombination mit der Osteoporose.
  • Ängste über die nun wieder startende Chemo in Kombi mit einer Infusion gegen die Osteoporose – hat das einen Einfluss auf meine Wundheilung, die mein Körper so ganz nebenbei auch noch stemmen muss.
  • Ängste über mein Thromboserisiko, was nun durch meine eingeschränkte Mobilität wieder höher ist.
  • Ängste über die Polyneuropathie in den Füßen, die nun ungehindert im linken Fuß um sich greifen kann, denn die Chemo wird auf dem Weg in alle Gefäße in den Beinen nicht durch Kompression oder Kälte gestoppt.

All diese Ängste sind tief in mir drin und kommen zeitweise nach oben, auch wenn ich versuche sie zu unterdrücken. Aber sie sind da und das Kopfkino macht das alles nicht leichter.

Ich bin gefangen in allem. Der Alltag nach der Krebsdiagnose war schon ein anderer, aber der Alltag jetzt ist ganz anders. Ich hatte gerade meine Freiheit in Bezug auf allein einkaufen, Auto fahren, Termine allein wahrnehmen, zurück. Durch die Chemo war ich oft sehr schwach und das unverhoffte Nasenbluten machten es mir teilweise unmöglich, allein vor die Tür zu gehen. Jetzt ist wieder alles auf Anfang gesetzt, auf Null und sogar noch tiefer als vorher. Ich kann nichts allein machen, da ich die Hände nicht freihabe und teilweise auch gar nicht hinkomme mit meinen Krücken. All meine eigenen Pläne muss ich hinten anstellen, da ich dafür Hilfe benötige, wie zum Beispiel den Garten nach dem Winter auf Vordermann zu bringen. Für mich als sehr selbständigen Menschen ist das unheimlich schwer.

In den letzten zwei Wochen war ich viel damit beschäftigt, meine jetzige Situation, die ich teilweise als sehr hilflos ansehe, zu akzeptieren. Ich komme langsam zurück zu meinem alten ICH vor dem Unfall, aber das ist ein harter innerer Kampf. Mein gesamtes Umfeld trägt mich, dafür bin ich dankbar. Aber bewältigen muss ich das alles dennoch allein. Ich kämpfe mich zurück ins Leben und arrangiere mich mit vielem. Aufgeben ist keine Option! Also – aufstehen, Kopf hoch und Krone richten!