
Eine Portion Selbstliebe
Derzeit schwelge ich in Erinnerungen. Im März dieses Jahres war ich zu einem Fotoshooting für Krebspatienten in München und bin so stolz auf mich und die Fotos, die an diesem Tag entstanden sind. Ich durfte mich fühlen wie ein Star – in die Maske gehen, von Profis geschminkt werden und im Kleiderfundus ein Outfit aussuchen, dass mich von einer anderen Seite zeigt. Der Fotograf hat so tolle Bilder eingefangen und genau im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt. Diese Stunden beim Shooting haben meinem Selbstbewusstsein einfach noch mehr Auftrieb gegeben. Das Ergebnis, die wunderschönen Fotos, bestätigen mich in allem, was ich derzeit tue und wie ich mit meiner Krebsdiagnose umgehe. Trotz der Krankheit fühle ich mich schön. Im normalen Leben trage ich kein Leder und solche Outfits finden sich nicht in meinem Kleiderschrank. Aber wann bekommt man schon einmal die Chance ein anderes ICH von sich selbst zu zeigen?
Wie die meisten Frauen war auch ich mein halbes Leben lang unzufrieden mit dem eigenen Körper und meine Haare habe ich nie geliebt. Auch jetzt hätte ich sicher allen Grund unzufrieden zu sein, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Die Krebsdiagnose ist eine harte Lebensprobe, die es gilt, zu bestehen. Ich staune jeden Tag auf´s Neue über das Wunderwerk menschlicher Körper. Was er alles aushalten muss und kann. Als gesunder Mensch nimmt man das als selbstverständlich hin, aber ich bin so dankbar dafür, dass dieser Körper so stark ist. Gut mal abgesehen davon, dass meine Knochen durch die Chemo im Moment nicht mehr ganz so stabil sind. Aber auch das kommt wieder auf die richtige Bahn, da bin ich ganz optimistisch. Vor Jahren hatte ich schon einmal eine Osteoporose, die durch ein Nebenschilddrüsenadenom verursacht wurde. Nach einer OP, der Gabe von Medikamenten und viel Bewegung hatte sich das nach einem Jahr wieder reguliert. So wird es auch diesmal werden, auch wenn es sicherlich durch die Krebstherapie etwas länger dauern wird.
Meine positive Einstellung zu allem, verhilft mir auch positiv nach vorn zu schauen. Eine Portion Selbstliebe und vor allem Selbstvertrauen machen stark, um alle Herausforderungen, die uns das Leben in den Weg stellt, zu meistern. Aber auch meine Familie trägt zu dieser Stärke bei und gibt mir die nötige Kraft. Meine Erkenntnis aus sechs Monaten Krebsbehandlung ist, dass mir genau das dabei hilft diese Krankheit durchzustehen und nicht nur das Negative zu sehen. Und das Feedback meiner Aussenwelt bestärkt mich um so mehr, dass mein Weg der Richtige ist. Wie oft bekommen Krebspatienten während einer Therapie schon Komplimente für ihr Aussehen?