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Verschoben

Ihr fragt euch sicher, wie es mir seit meinem letzten Eintrag hier ergangen ist. Eigentlich wollte ich mich erst nach der OP und mit einem verschraubten Sprunggelenk wieder melden. Es ist Sonntag und ich bin immer noch vor der geplanten Operation. Tja, was soll ich sagen. Wir waren am Freitag auf dem Weg zur Unfallklinik und kurz vor unserer Ankunft erhalte ich einen Anruf, dass die Operation wegen vieler Notfälle an dem Tag nicht stattfinden kann. Die Dame am Telefon meinte noch zu mir, dass sie mir rechtzeitig (30 Minuten vor dem Termin) Bescheid geben wollen, damit ich gar nicht erst zu Hause losfahre. Da erwähnte ich nur am Rande, dass wir eine Stunde Anfahrt haben und gleich vor der Klinik stehen. Sie entschuldigte sich, war auch sehr nett, aber meine Stimmung war total am Boden. Sie verabschiedete sich mit den Worten, dass ich einen Termin für Montag bekomme und sich noch jemand bei mir melden wird.

Ich hatte den Tag der OP herbeigesehnt, da im Anschluss daran endlich der Heilungsprozess einsetzen kann. Jetzt wird sich das alles noch weiter nach hinten verschieben. Alles schimpfen und fluchen änderte nichts an der Tatsache, dass wir wieder umdrehen mussten, um erneut eine Stunde nach Hause zu fahren. Unterwegs legten wir noch einen Stopp bei einer Bäckerei ein und kauften uns Kuchen für den Nachmittagskaffee, denn mein kleiner Hunger meldete sich langsam, da ich ja zur OP-Vorbereitung seit gestern Abend nichts mehr essen durfte. Kurz bevor wir zu Hause angekommen waren, klingelte mein Telefon, im Display eine Frankfurter Nummer – die BGU. Eine nette Dame fragte mich, wo ich denn bleibe, sie würden auf mich warten. Euren Blick würde ich jetzt gern sehen, meiner war sicher auch unbezahlbar in dem Moment. Zunächst aber fehlten mir die Worte für ein paar Sekunden, bis ich ihr dann antwortete, dass mich eine Kollegin angerufen hat und über die Terminverschiebung informierte. Vom anderen Ende des Telefons kam die nächste Frage – wer war das, mit wem haben sie telefoniert? Davon wüsste sie überhaupt nichts. Und wie das manchmal so ist bei unverhofften Telefonaten – man merkt sich den Namen des Anrufers nicht. So auch bei diesem Telefonat. Ich konnte nicht sagen, wer mir die frohe Botschaft der Absage überbracht hatte. Ich teilte ihr mit, dass meine OP am Montag erfolgen soll und ich wieder angerufen werde, mehr wusste ich zu diesem Zeitpunkt leider auch nicht. Mir zeigte es aber auch, dass die interne Kommunikation nicht ganz reibungslos verlief. Es kann nur besser werden.

Meine Gefühle fuhren mal wieder Achterbahn und ich musste mich wirklich arg zusammenreißen. Für Notfälle kann keiner etwas, aber auch ich muss innerhalb von zwei Wochen nach dem Unfall operiert werden, laut den Ärzten. Wir haben extra die Chemo verschoben wegen der OP und nun musste ich weitere drei Tage zu Hause ausharren und hoffen, dass am Montag die OP stattfinden kann. Mit dem Gedanken an Carstens leckere Frühstücksbrötchen und der Vorfreude auf ein sonniges Wochenende beruhigte ich mich langsam wieder, es blieb mir auch nichts anderes übrig. Nach einem Post in meinen Social Media Kanälen zu den aktuellen Geschehnissen bekam ich sehr viele Rückmeldungen, dass es einigen genauso ergangen ist – Operation geplant, bereits im OP-Hemd vor dem OP gestanden und dann teilweise sogar mehrfach verschoben. Willkommen im deutschen Gesundheitssystem. Freitagnachmittag erhielt ich den erlösenden Anruf mit meinem OP-Termin für Montag, ein kleiner Lichtblick an diesem Tag.

Also verbringe ich das Wochenende noch zu Hause und nicht im Krankenhaus. Ich persönlich finde es im Krankenhaus nicht schlimm, wahrscheinlich weil ich selbst schon einmal dort gearbeitet habe. Bei bestem Frühlingswetter mit angenehmen zwanzig Grad am Samstag saß ich im Schatten auf der Terrasse und es war so herrlich. Ich schaute mich im Garten um und erfreute mich an der erwachenden Natur. In dieser Jahreszeit gibt es so viel draußen zu tun und ich bin für die nächsten Wochen außer Gefecht gesetzt. Das stimmt mich ein wenig traurig, denn diese Arbeiten finde ich irgendwie entspannend. Unsere älteste Tochter kam am Nachmittag mit unserem Wirbelwind, unserer Enkeltochter, zu Besuch – ein wenig Ablenkung für mich. Den Sonntag verbringen wir eher ruhig und ich zähle die Stunden. Am Montagmorgen sieben Uhr sollen wir in der Klinik sein. Das bedeutet sehr früh aufstehen und um 5.45 Uhr ist Abfahrt in Richtung Frankfurt.