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Positive Nachrichten

Meine Wochen verlaufen ja mittlerweile alle ziemlich gleich. Es gibt einen festen Alltag. Mittwoch ist ab 9.30 Uhr Blutentnahme in der Klinik und meist legen wir uns noch einen weiteren Termin dazu, damit die Fahrt von 45 km pro Strecke sich auch lohnen. Je nach Tageszeit ist man für die einfache Strecke schließlich 45-60 Minuten unterwegs. Alles machbar, aber auch hier sind wir beide sehr pragmatisch und verbinden gern noch andere Unternehmungen wie zum Beispiel Frühstück mit Freunden, Möbelkauf bei IKEA, die Fahrt zum Wertstoffhof nach FFM oder andere Arzttermine. Donnerstag ist komplett für die Chemo geblockt, der Nachmittag endet meist mit einem Spaziergang und danach auf dem Sofa. Die verbleibenden fünf Wochentage sind dann zur freien Verfügung und für den normalen Alltag da.

Diesen Mittwoch war direkt an die Blutentnahme in der Klinik eine Kontrollmammografie geplant. Sehr praktisch, dass ich das diesmal direkt in der hiesigen Radiologie machen konnte. Aber auch diesmal brauchte ich eine Überweisung vom Brustzentrum innerhalb der Klinik, die deutsche Bürokratie lässt grüßen. Pünktlich um zehn zum Termin und nach sehr kurzer Wartezeit wurde ich aufgerufen. Die Röntgenassistentin fragte mich, ob beide Brüste gemacht werden sollen oder nur die erkrankte Brust, da das aus der Überweisung nicht hervorgeht. Mit fragendem Blick schaute ich sie an, denn ich wusste das auch nicht. Aber ich konnte mich dunkel daran erinnern, dass meine behandelnde Ärztin vor Längerem etwas von einer Kontrollmammo der kranken Brust sagte. Also wurde auch nur die rechte erkrankte Seite dieser unangenehmen und teilweise schmerzhaften Prozedur unterzogen. Links hatte man erst im September 2024 gemacht, also vor sechs Monaten und da war alles ohne Befund.

Die MTRA, die heissen seit dem MTA-Reformgesetz nur noch MTA, war sehr nett und behutsam – wehgetan hat’s trotzdem, da kann sie aber nichts dafür. Die Aufnahmen wurden direkt einer Radiologin zur Begutachtung übermittelt und nach kurzer Wartezeit, die ich mir mit einem Schnappschuss neben dem Röntgengerät vertrieb, kam sie mit einer frohen Botschaft zu mir. Sie hatte leider keinen Zugriff auf meine „alten“ Bilder vom September zu Vergleich, aber sie konnte kein festes Tumorgewebe mehr finden. Das heisst – Paul ist ausgezogen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was das in mir ausgelöst hat. Eine riesige Erleichterung machte sich in mir breit. Freudenschreie und ausgeflipptes Jubeln sind nicht so meine Stärke, aber ungefähr so habe ich mich innerlich gefühlt. Sollten wir es wirklich geschafft haben, diesen Tumor am Wachstum zu hindern und ihn zum Rückzug zu zwingen? So, dass er nicht mehr sichtbar ist? Nächste Woche folgt noch ein Gespräch mit meiner Ärztin und eine Sonografie. Bestrahlung und OP werden aber dennoch gemacht, um ganz sicher zu gehen. Das ist für mich auch absolut in Ordnung, denn ich möchte jegliches Risiko eines Rezidiv so gut es nur geht minimieren oder gar ausschließen. Und dafür werde ich alles tun, was notwendig ist.

Bei einer kurzen Stippvisite bei unserer ältesten Tochter an diesem Nachmittag wurde mir klar, was das alles mit den Angehörigen macht. Carsten ist sehr kontrolliert mit seinen Gefühlen, aber unsere Tochter nahm mich ganz fest in die Arme und weinte. Sie ließ ihren Gefühlen freien Lauf und ich glaube, es löste sich auch ein wenig Angst, die bei so einer Diagnose doch immer mitschwingt. Angst den geliebten Menschen vielleicht doch an den Krebs verlieren zu können. Die Angehörigen wollen den Krebspatienten Kraft und Halt geben, aber ihre eigenen Ängste und Gefühle stellen sie hinten an. Beide Seiten nehmen viel Rücksicht aufeinander. Wir als Erkrankte kommunizieren sicher auch nicht immer alles ganz offen, denn wir möchten nicht als Dauerjammerer wahrgenommen werden und noch am normalen Leben teilnehmen.

Zur Feier des Tages habe ich mir noch ein leckeres Stück Kuchen gegönnt. Und Carsten hat mir dazu einen perfekten Latte Macchiato gemacht. Uns geht´s so gut und ich bin so dankbar für dieses Leben – auch mit der Krebserkrankung.

Mein Fazit des Mittwochs ist also – meine geplante Happy-Life-Party im September wird realer und rückt näher.