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Familienzeit mit Angrillen

Meine Blutwerte sind nahezu unverändert und somit stand meiner sechsten von zwölf Pacli-Chemos nichts im Wege. Davor habe ich schon ein wenig Bammel, dass die Werte irgendwann einmal so tief fallen, dass ich eine Pause bei der Chemo einlegen muss. Die Leukos sind niedriger als die Normalwerte, aber für die Zulassung zur Chemo immer noch ausreichend. Also bitte weiterhin die Daumen drücken, denn das Ende ist zum Greifen nah. Die Infusionen selbst verliefen wie immer reibungslos, bis auf das Entfernen des Infusionsschlauchs vom Port ganz am Ende – er saß fest, wollte sich nicht lösen und schmerzhaft war es dann ebenfalls, was man sonst überhaupt nicht spürt. Das Ergebnis war dann nach zwei Tagen ein „schönes“ Hämatom, obwohl ich zu Hause direkt gekühlt habe, da es am Port schmerzte.

Mir geht es bis auf ein paar Muskelschmerzen am rechten Fuß, Schlafstörungen, Nasenbluten sowie Hitzewallungen sehr gut und so haben wir unsere Kinder aufgrund des vorausgesagten Frühlingswetters für Samstag zum Angrillen bei uns zu Hause eingeladen. Zuvor haben wir am Freitag noch unsere Enkelin im Kindergarten abgeholt, sie übernachtet bei uns. Sie bereitet uns einfach so viel Freude und seitdem sie einfach alles nachplappert, muss man wirklich aufpassen, was man sagt.

Es ist Samstag und wir starten mit einem ausgiebigen Frühstück in den Tag. Gut, mit einem Kleinkind am Tisch ist das nicht ganz so entspannt. Heute starten wir in die Gartensaison, wir besorgen Blumenerde im Baumarkt und gemeinsam mit unserer Enkelin hole ich die Geranien aus ihrem Winterschlaf in einem Pappkarton. Wir setzen sie in die Erde ein und ich stelle sie ins Haus, da es noch zu kalt zum draußenbleiben ist. Ich freue mich auf den Frühling, die Blumen und die Sonne tut so gut. Ich muss meine Glatze mit einer Mütze schützen und komme schnell ins Schwitzen darunter, obwohl ich mir extra noch neue dünne Mützen für das Frühjahr gekauft habe. Hoffentlich wachsen bald wieder Haare, sodass ich auf die Mützen verzichten kann. Ich habe mich mit der Glatze mittlerweile arrangiert und schätze die Vorteile daran. Aber ich freue mich auch irgendwann wieder eigene Haare zu haben.

Wir verbringen den ganzen Tag an der frischen Luft in unserem Garten – die Kleine spielt so schön in ihrer Sandkiste und mit der Matschküche, schaut dem Opa beim Reparieren unseres Dekohandwagens zu. Am Abend kommen unsere Kinder und mein Mann zündet zum ersten Mal in diesem Jahr den Grill an, die Grillsaison ist somit offiziell eröffnet. Obwohl ich einige Zeit in der Küche mit den Vorbereitungen für den Abend verbracht habe, geht es mir kräftemäßig sehr gut. Ich esse Kartoffelsalat, Putenfleisch und eine Bratwurst, die wir letztens aus Thüringen mitgebracht haben. Meine Appetitlosigkeit ist seit der Pacli-Chemo komplett verschwunden und das schlägt sich direkt auf der Waage nieder – ich habe schon wieder zwei Kilogramm zugenommen. Das ist gut so, denn der rapide Gewichtsverlust steht meinem Körper nicht so gut. Meine Hosen im Kleiderschrank sitzen zwar immer noch sehr locker, aber wenn mein Essverhalten so bleibt, bin ich schnell wieder bei meinem Ausgangsgewicht wie zu Beginn der Therapie und den dazugehörigen Fettpölsterchen. Was soll´s – Hauptsache irgendwann wieder gesund.

Das Wochenende war einfach schön. Den Sonntag haben wir ganz entspannt verbracht und sind später noch einer Einladung zum Kaffee bei unseren Nachbarn gefolgt. Auf dem Weg dorthin sprach mich eine andere Nachbarin an, mit denen wir sonst eher wenig Kontakt haben. Aber sie hatte das Bedürfnis mir mitzuteilen, dass sie mir alles Gute wünscht für die Behandlung und sie es mutig finden, wie selbstbewusst ich meine Glatze trage. Ein sehr schönes angenehmes Gespräch und sehr nette Leute.