
Kontakt zu Gleichgesinnten
Auch wenn ich meiner Meinung nach einen guten Umgang für mich mit meiner Brustkrebserkrankung gefunden habe, suche ich dennoch auch Kontakte und Austausch mit Gleichgesinnten, die ebenfalls eine Krebserkrankung haben oder hatten. Mich interessieren die Menschen dahinter, was haben sie erlebt mit der Krankheit und wie sind sie damit umgegangen. Seit meiner Krebsdiagnose bin ich sehr aktiv in den sozialen Medien und habe dort viel Austausch mit mir fremden Menschen. Wir begleiten uns, da wir in einer ähnlichen Situation sind und freuen uns gemeinsam, wenn wir Etappenziele erreicht haben. Das tut sehr gut, zu wissen, dass man damit gerade nicht allein ist. Und dennoch suche ich auch Kontakte im Reallife, Menschen, mit denen ich mich treffen kann und bei einer Tasse Kaffee ganz entspannt über alles Mögliche reden kann. Und natürlich auch über das Thema Krebs. Was macht diese Diagnose mit uns? Was macht es mit unserem Leben? Wie ist das Leben danach? Einmal Krebspatient, immer Krebspatient? Oder will man irgendwann gar nicht mehr darüber reden oder daran erinnert werden? Gibt es Ängste?
Aktuell bin ich noch in der Chemo und habe wöchentlich Kontakte zu Krebspatienten, mit denen ich mich austauschen kann. Aber das ist nun bald vorbei und mit wem teile ich dann meine Gedanken zu meinem aktuellen Befinden? Die gemeinsame Chemozeit hat auch irgendwie eine Verbindung zwischen uns geschaffen. Die onkologische Ambulanz ist für mich zu einem Treffpunkt mit Gleichgesinnten geworden. Ich habe letztens in der Klinik eine Patientin getroffen, die ich während der Chemo kennengelernt habe. Sie war gerade auf dem Weg zur Bestrahlung und meinte zu mir, dass ihr die Gespräche und Begegnungen während der Chemo sehr fehlen. Man ist zwar täglich in der Klinik, aber in der Strahlentherapie ist man allein. Man trifft niemanden, mit dem man reden kann. Der Austausch begrenzt sich auf die Kommunikation mit den behandelnden Ärzten und auf zufällige Begegnungen mit anderen Patienten. Sie wirkte etwas traurig. Mal schauen, wie ich das empfinden werde.
Heute ist Montag, neue Woche, neues Glück. Das Wochenende war traumhaft, tolles Wetter und Entspannung pur. Wir haben die Terrasse ein wenig für den Sommer fit gemacht. Morgen werden wir die Sommerbepflanzung kaufen, am Samstag kommt unsere mittlere Tochter und unterstützt mich beim Einpflanzen und Dekorieren. Von der Chemo spüre ich wie bisher nichts, das wird sich in den nächsten Tagen sicher auch nicht ändern. Am Nachmittag gab es ein Patiententreffen, dass vom Brustzentrum der Hochtaunusklinik organisiert wurde. Insgesamt waren neun Patientinnen anwesend, eine Ärztin, der Leiter des Brustzentrums sowie zwei Brust- und zwei Onko-Schwestern. Es war ein sehr schöner Austausch zwischen dem Personal und den Patientinnen. Dieses Angebot soll fortgeführt werden, was mich sehr freut. So bekomme ich auch Kontakt zu anderen Patientinnen. Ich hatte mein Fotobuch dabei und habe von der Fotosession in München berichtet. Alle waren begeistert davon, sodass vor längerem schon die Idee entstanden ist, so ein Fotoprojekt auch in der Klinik zu etablieren. Ich habe mich angeboten bei der Organisation zu unterstützen, da ich es für die mentale Stärke der Patienten innerhalb der Therapie sehr wertvoll finde und aus der eigenen Erfahrung berichten kann. Das Angebot soll sich an alle Onko-Patienten richten, Männer und Frauen. Es wäre wirklich toll, wenn wir solch ein Projekt hier auf die Beine stellen können.