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Warten

Die Tage sind lang und die Zeit des Wartens auf den Termin der Befundbesprechung ebenfalls. Am Wochenende haben Carsten und ich viel geredet. Jeder hat seine eigenen Gedanken, was eine Brustkrebsdiagnose wohl mit uns und unserem Leben machen würde. Was bedeutet das für unsere Familie, unser Umfeld? Wie geht jeder einzelne damit um? Das Leben hat sich in den letzten Tagen dahingehend verändert, dass eine Ärztin eine Verdachtsdiagnose geäußert hat, mit der ich absolut nicht gerechnet habe. Vielleicht habe ich diese Option aber auch nur verdrängt.

Am Wochenende hatten wir eine gute Ablenkung – unsere Enkelin war spontan über Nacht zu Besuch. Mit ihren zweieinhalb Jahren wirbelt sie unseren kompletten Alltag durcheinander, aber genau das ist das Schöne daran – ein wenig weg vom Alltag. Unsere Tochter wunderte sich darüber, dass ich vorgeschlagen habe, dass die Kleine bei uns bleibt, aber das konnte ich nach dem Urlaub und dem langen Nichtsehen ganz gut mit Sehnsucht abtun. Als wir sie am Sonntag zu ihren Eltern zurückbrachten, hatte ich schon die Gedanken daran, dass das Leben nach dem nächsten Wochenende, wenn sich die Diagnose bestätigt, wohl ein anderes sein wird. Wie gehen die Kinder damit um? Sie werden Verlustängste haben, schließlich geht es hier um die Mama, die ich nun mal bin, auch wenn sie mittlerweile alle erwachsen sind und eigene Familien haben. Aber unsere Familienbande ist so stark, dass wir das alle gemeinsam durchstehen, was mir sicher oft auch Kraft geben wird.

Es ist nun wochentags, sodass wir beide wieder mit Arbeit beschäftigt sind. Ich habe in dieser Woche noch einen Augenarzttermin und einen Kontrolltermin bei meiner Hausärztin wegen der Schilddrüsenentzündung und ich habe leichte Halsschmerzen. Hoffentlich wird das nicht die erste Erkältung für mich in dieser Saison. In drei Tagen ist Freitag – der Tag der Befundbesprechung.

Heute habe ich auch mit meiner Ex-Schwiegermutter telefoniert, die vor wenigen Wochen die Diagnose Knochenkrebs mit wenig Aussicht auf Heilung in ihrem Alter mit 78 Jahren erhalten hat. Sie musste in kürzester Zeit von ihrem selbstbestimmten Leben in einer eigenen Wohnung Abschied nehmen und sich auf einen Pflegeheimplatz einstellen. Sie trägt das mit solch einer Fassung und verliert kein negatives Wort. Sie freut sich über jede Nachricht ihrer Enkelkinder und Videos ihrer Urenkelin. Sie ist so stark in so einer schwierigen Situation, dass teilweise das Umfeld nicht weiß, wie es damit umgehen soll. Aber genau das finde ich so toll an ihr und an dem Umgang mit solch einer negativen Diagnose. Das bestärkt auch mich in meinem Tun, wenn sich am Freitag die Verdachtsdiagnose bestätigt.