
Turbulente Tage
Die letzten Tage war es bei uns sehr turbulent. Zum einen war ich jeden Tag auf der Lauer, welche Nebenwirkungen mich mit der neuen Chemo erwarten. Und was soll ich sagen, es ging mir weitestgehend sehr gut. Bis auf wenige schwache Momente in denen mein Kreislauf nicht ganz mitgespielt hat, war mein Energielevel ganz in Ordnung. Ich hatte nicht mehr diese total kraftlosen Tage, an denen ich in totaler Stille ausschließlich auf der Couch gelegen habe. Natürlich überfordere ich meinen Körper nicht und gebe ihm ausreichend Ruhepausen. Die Nächte sind sehr durchwachsen. Es ist alles dabei – von schlaflos und stark schwitzend bis hin zum Durchschlafen. Daran werde ich mich gewöhnen müssen und das kann ich tagsüber gut mit Ruhe kompensieren. Hoffen wir mal, dass es die nächsten elf Zyklen genau so bleibt.
Was in den letzten Tagen aber auch noch hinzukam, war die Tatsache, dass ein Familienmitglied im Sterben liegt. Ihr erinnert euch sicher daran, dass wir im letzten Jahr gleich zwei Krebsdiagnosen innerhalb der Familie hatten. Mein Brustkrebs hat eine gute Chance auf Heilung und dass ich krebsfrei werde. Bei dem anderen Familienmitglied war die Prognose leider sehr schlecht – unheilbar und verbunden mit einer Lebenserwartung von sechs Monaten. Es wurde mit Chemotherapie versucht den Krebs, der sich bereits im gesamten Körper ausgebreitet hatte, in Schach zu halten. Weihnachten war der Zustand so gut, dass sie aus dem Pflegeheim für ein paar Stunden nach Hause geholt werden konnte. Sie war voller Energie und Lebenswillen. Alle inklusive ihr haben wieder Hoffnung geschöpft, dass vielleicht doch noch ein paar gemeinsame Monate bleiben werden. Doch Ende Januar erkrankt sie an einer Influenza einhergehend mit einer schweren Lungenentzündung, von der sie sich nicht wieder erholen wird. Somit nimmt ihr nicht der Krebs das Leben, sondern die nicht mehr vollständig genesende Lunge.
Mich berührt das so sehr, weil man niemandem auf der Welt einen so qualvollen Tod wünscht. Sie kämpft um ihr Leben, ist aber dem Tod deutlich näher. Und es zeigt einmal mehr, wie schnell man von einer schweren Erkrankung ausgebremst werden kann. Innerhalb kürzester Zeit ist das Leben zu Ende, ohne dass man in diese Entscheidung eingebunden wurde. Das sollte uns allen immer wieder bewusst werden. Aus diesem Grund kann ich allen nur ans Herz legen – geht regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen und achtet auf die Signale eures Körpers! Wir haben nur dieses eine Leben! Im Alltag schieben wir diese Dinge gern vor uns her, aber im Ernstfall können sie dein Leben retten.