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Ernährungsanpassung

Seit sechs Wochen stecke ich nun mitten in der Chemotherapie, eine Behandlung mit Zytostatika, die Krebszellen abtöten und das Wachstum von Paul hemmen sollen. Die Ernährung spielt während der Therapie ebenfalls eine große Rolle. Es gibt Do´s und Dont´s. Ich habe seit dem Beginn bereits fünf Kilo abgenommen und hoffe, dass es nicht noch mehr wird. Diäten habe ich in der Vergangenheit vor meiner Krankheit gar nicht erst probiert, denn ich esse viel zu gern. Auf meinem Speiseplan standen bisher Fleisch, Wurst, Käse, eine überschaubare Anzahl an Gemüse und noch weniger Obst. Mit Salaten habe ich mich über die Jahre arrangiert und auch Fisch geht in eingeschränktem Maß. Ich bin ein Fan von Kuchen und liebe Süßkram. Wir essen gern selbst gekochtes warmes Essen, aber auch eine Brotmahlzeit steht bei uns öfter auf dem Speiseplan. Das Frühstück am Wochenende ist bei uns definitiv süß – verschiedene Marmeladensorten und Honig sind ein Muss, die Brötchen dafür produziert Carsten mittlerweile selbst.

Nun hat meine Therapie nicht nur das Leben auf den Kopf gestellt, sondern auch meinen Ernährungsplan und mein Essverhalten umgekrempelt. Das Wort Ernährungsumstellung erweckt in mir direkt den Gedanken, dass ich auf geliebte Dinge verzichten muss. Eine Vorstellung, mit der ich mich nur schwer anfreunden kann, denn Verzicht bedeutet für mich auch Verlust. Zunächst habe ich meinen Zuckerkonsum heruntergeschraubt. Nicht ganz auf Null, denn das fällt mir wirklich schwer, aber ich achte einfach mehr darauf. Zucker ist ein schnell verwertbarer Energieträger für den Körper und auch für den Krebs, somit wird empfohlen den Konsum zu reduzieren. Aber Krebs „ernährt“ sich auch von Fett und Proteinen – er sich nimmt sich einfach alles, was er bekommen kann.

Wenn es mir gut geht, dann koche ich jeden Abend. Es ist abwechslungsreich, aber nicht ausgefallen und es gibt auch Fleisch. Nicht jeden Tag, jedoch ein- bis zweimal pro Woche in den unterschiedlichsten Variationen. Aber auch Brotmahlzeiten mit Wurst und Käse sind häufig dabei, die ich gern mit Tomate, Gurke, Paprika oder Avocado ergänze. Vormittags esse ich meist einen Naturjoghurt mit Leinsamen und etwas Obst. Meine Obstvorlieben sind ebenfalls sehr begrenzt auf Banane, Apfel, Kiwi, derzeit gefrorene Erdbeeren und Aronia. Was man nicht essen darf während der Chemo sind Zitrusfrüchte, allem voran die Grapefruit, da diese einen Stoff enthalten, der die Wirkung der Chemo beeinflussen kann. Ich trinke Pflaumensaft für die Verdauung und nehme das Nährstoffkonzentrat von Lavita.

Ebenfalls meiden sollte man rohes Fleisch, Salami und rohen Fisch, ups letztens waren wir Sushi essen, da diese Erreger enthalten könnten, die mein Körper aufgrund des geschwächten Immunsystems nicht abwehren kann und Krankheiten auslösen könnten. Hierzu habe ich Katja, eine der Chemoschwestern befragt und sie meinte, dass ihr davon nichts bekannt ist und wir doch einfach essen sollten, worauf wir Appetit haben. Auch ich habe diverse Tage, an denen ich keinen Appetit oder Hunger habe und das Essen einfach auch nicht schmeckt, da man einen seltsamen Geschmack im Mund hat.

Meine Essensportionen sind generell kleiner, da ich sehr schnell satt bin. Und wenn man Essen nicht schmeckt, dann macht essen auch keinen Spaß. Angeraten ist es sowieso mehrere kleine Mahlzeiten am Tag zu sich zu nehmen, damit der Verdauungstrakt entlastet wird, da es hier oft unter der Chemo zu Durchfall oder Verstopfung kommen kann. Ist bei mir beides zum Glück nicht der Fall.

Sehr hartnäckig halten sich Mythen von diversen Chemodiäten – davon ist aber definitiv abzuraten, da man schnell in eine Unterversorgung kommen kann. Der Körper braucht Energie, um die Chemo gut zu überstehen. Somit halte ich es einfach so, wie es mir im Brustzentrum empfohlen wurde – leben sie Alltag und essen sie, worauf sie Lust haben und ihnen guttut.