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Weihnachtsfeeling? Irgendwie nicht

In sechs Tagen ist Weihnachten und in diesem Jahr kommt keine richtige Stimmung auf. Ich habe ein wenig weihnachtlich geschmückt und unser Baum ist ebenfalls am letzten Wochenende ins Wohnzimmer eingezogen. Zum Plätzchenbacken hat mir irgendwie die Zeit gefehlt und wenn ich ehrlich bin, auch die Lust dazu, aber essen tue ich sie gern. In der Familie haben wir verabredet, dass es für alle Erwachsenen keine Geschenke geben wird. Aber da kommt das Mutti-Tier in mir hoch und ich besorge doch eine Kleinigkeit für unsere Kinder – einpacken muss ich alles noch. Weihnachtskarten für viele liebe Menschen in unserem Umfeld habe ich geschrieben und in die Post gesteckt, in der Hoffnung, dass sie noch pünktlich ankommen werden und alle sich darüber freuen.

Ob ich die Tour an Heiligabend nach Thüringen machen kann, steht ebenfalls noch in den Sternen. Das hängt von meiner zweiten Chemo ab, die ich morgen bekomme. Langfristige Planungen sind im Moment einfach nur unter Vorbehalt möglich. Schade, aber zurzeit muss ich auf meinen Körper und meine Bedürfnisse und Befindlichkeiten hören. Zeitlich wird es ab Ende Januar sowieso anstrengender, denn dann starten die wöchentlichen Chemotherapien. Wir pendeln sehr viel zwischen Klinik und zu Hause – die einfache Strecke sind fünfzig Minuten. Warum dann diese Klinik bei so einer Entfernung? Es war die Empfehlung meiner Frauenärztin und der gute Ruf der Klinik, die mich dazu bewegt haben.

Heute stand wieder die wöchentliche Blutentnahme in der onkologischen Ambulanz an und morgen ist mein zweiter Chemozyklus. Ebenso heute war mein Termin in der Strahlentherapie zum Vorgespräch für die Bestrahlung, die sich an die Chemo anschließen wird. Insgesamt fünfzehn Termine werden es sein und vorab wird noch ein Planungs-CT stattfinden. Eine Therapie ohne Bestrahlung gibt es nicht, die Alternative wäre das Entfernen der Brust und das will ich nicht, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Die Nebenwirkungen können unter anderen ein Fatigue, eine Hautrötung und ein Anschwellen der Brust sein. Es gibt natürlich noch einige mehr, aber laut der Chefärztin der Strahlentherapie ist bei mir nicht mehr zu erwarten, aufgrund der Art meines Tumors und meiner körperlichen Verfassung. Eine Bestrahlung dauert nur zwei Minuten, es muss nichts am Körper eingezeichnet werden und eine Achselbestrahlung wird es auch nicht geben, da keine Lymphknoten befallen sind. Interessant bei der Einzeichnung – man darf die Stellen nicht waschen, nicht duschen und nicht baden, damit diese Markierungen auf der Haut erhalten bleiben. Trifft bei mir zum Glück nicht zu, also darf ich ganz normal duschen – manchmal sind es eben die kleinen Dinge im Leben, die eine positive Nachricht ausmachen.

Noch eine kurze Anekdote zum deutschen Gesundheitssystem – ich bin in der onkologischen Ambulanz der Hochtaunusklinik Bad Homburg in Behandlung und gehe im gleichen Haus in die Strahlentherapie. Was hat die Ärztin in der Strahlentherapie nicht? Logisch, meine Patientenakte – sie hat keinen Zugriff darauf, da es sich um ein MVZ handelt und es andere Computersysteme sind. Da ich keine Befunde dabei hatte, weil ich ja davon ausgehe, dass meine Akte in der Klinik von allen eingesehen werden kann, musste die Ärztin erst meine behandelnde Ärztin in der Onkologie nach meinem Befund befragen. Und es kommt noch besser. Die nette Dame an der Anmeldung sagte mir, dass ich noch eine Überweisung von meinem Hausarzt zur Strahlentherapie benötige. Warum? Kann das nicht auch die onkologische Ambulanz machen? NEIN, denn die dürfen innerhalb des eigenen Hauses keine Überweisungen ausstellen. Wie bitte? Muss ich das verstehen? Nicht wirklich. Also musste ich heute noch einmal bei meiner neuen Hausärztin vorbeifahren und die Überweisung holen. Zum Glück gab es dort keine weiteren Nachfragen und ich erhielt diese verbunden mit ganz netten Weihnachtswünschen. Einatmen, ausatmen und nicht aufregen, bringt eh nichts und das Personal kann noch weniger etwas für dieses komplizierte Handling.