
Dunkle Gedanken
Eine Krebsdiagnose wirft alles und jeden aus der Bahn – auch mich. Rein äußerlich betrachtet wirke ich auf Viele sehr stark und gelte als Powerfrau. Das bin ich auch, aber diese Erkrankung lässt auch mich manchmal verzweifeln. Von meiner Grundeinstellung her blicke ich positiv nach vorn und habe Paul den Kampf angesagt. Dank der guten medizinischen Bedingungen gibt es dafür die besten Voraussetzungen. Ich mache mir keine Gedanken darum, dass ich früher, als mein eigener Lebensplan es vorsieht, sterben würde – zumindest nicht wegen des Brustkrebses. Aber dennoch kommen hin und wieder dunkle Gedanken in mir auf, die mich darüber grübeln lassen, wie ich das körperlich alles durchstehen werde.
In den letzten Wochen seit der Diagnose im Oktober war ich viel in Arztpraxen und im Krankenhaus unterwegs, man könnte fast meinen ich mache eine Studie über das deutsche Gesundheitswesen. Und noch viele Termine werden folgen, wenn ich auf meinen Therapieplan blicke. Hat man dann noch genügend Pausen, um sich zu erholen und sich auf das Gesundwerden zu konzentrieren? Und was ist mit dem Familienalltag? Der kommt sowieso schon recht kurz bei allem.
Ich habe mein Leben komplett umgekrempelt. Nach dem Aufstehen erfolgt ein Bodycheck – wie habe ich geschlafen, wie fühle ich mich, wie kann ich mich bewegen? Danach entscheide ich den Ablauf meines Tages, es sei denn, es stehen fremdbestimmte Termine an. Am Vormittag versuche ich am Schreibtisch ein paar Dinge zu erledigen und der Nachmittag gehört der Erholung. Zumindest etwas Routine, die meinen Tag strukturiert. So bin ich eben.
Bei allem, was ich tue, höre ich ganz tief in meinen Körper hinein. Ich bin fokussiert auf meine Erkrankung und die Therapie. Die Psychoonkologin meinte, das ist gut und auch richtig, aber man darf sich darin auch nicht verlieren und von der Außenwelt abschotten. Sich zu sehr mit sich selbst zu beschäftigen, macht einsam und nachdenklich. Ein Balanceakt und ich erwische mich häufig dabei, dass mir die Außenwelt einfach egal ist. In schlaflosen Nächten, die im Moment zum Glück der Vergangenheit angehören, habe ich viel gegrübelt. Der Körper hat geschmerzt, liegen und schlafen haben nicht gut miteinander funktioniert. Und dann kommen diese Fragen auf – wie wird das alles noch werden? Was macht das mit mir und meiner Familie? Welchen Einfluss hat das alles auf mein weiteres Leben? Wie lange wird diese Lebensphase uns begleiten? Fragen, auf die es im Moment noch keine Antworten gibt.
Es ist gut zu wissen, dass man jederzeit die Psychoonkologin um ein Gespräch bitten kann, wenn die Gedanken und der damit verbundene Alltag ins Wanken geraten. Es gibt sehr viele Angebote für Krebspatienten – man muss sie finden und am Ende auch bei Bedarf wahrnehmen.