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Letzter Klinikbesuch

Und es ist wieder Montag – mein Tag für die vierwöchige Blutkontrolle in der onkologischen Ambulanz. Mein hoffentlich letzter Klinikbesuch für dieses Jahr. Wie zu erwarten war, ist es sehr voll. Kein Wunder, diese Woche hat nur zwei Behandlungstage. Alle Chemoplätze sind belegt und auch der Wartebereich ist voll, sodass es nur noch Stehplätze gibt. Personaltechnisch ist die Ambulanz unterbesetzt für diese Menge an Patienten. Und trotzdem lässt sich hier keiner den Stress anmerken. Ich nehme also Platz und warte geduldig. Meine behandelnde Ärztin entdeckt mich in der Menge der Patientinnen und kommt kurz zu mir. Sie hat mir für unSICHTBAR eine Fotografin vermittelt und fragte, ob sie sich bei mir gemeldet hat. Jetzt weiß ich auch, woher die mir unbekannte Fotografin meine Kontaktdaten hatte und sich in ihrer Mail auf Uta bezog. Meine Ärztin heißt mit Vornamen Uta. Ich wechsel noch ein paar Worte mit der Ärztin und als sie am Gehen war, hat sie der neben mir sitzenden Patientin noch mein Projekt empfohlen und ihr einen Flyer, die sich im Wartebereich finden, in die Hand gedrückt. Sie ist einfach toll.

Ich beobachte weiter das Treiben. Die Blutentnahme wird heute von einer mir noch unbekannten Schwester gemacht. Sie wirkt teilweise etwas überfordert, muss sehr viel fragen und braucht ziemlich lange für eine Blutabnahme. Nach einer Weile wird sie von der Chemoschwester Sabine unterstützt. Als ich endlich dran bin, trifft Sabine auf Sabine. Wir kennen uns aus der Chemozeit und ich frage sie nach ihrem Vater, der unheilbar an Bauchspeicherdrüsenkrebs erkrankt ist. Das nimmt sie sehr mit, denn trotz ihres medizinischen Backgrounds ist sie einfach hilflos. Das macht sie fertig und sie versucht sich mit der Arbeit abzulenken. Sie realisiert, dass es das letzte Weihnachtsfest mit ihrem Vater sein wird. Das schmerzt sie. Am Ende nehme ich sie einfach in den Arm und wünsche ihr eine ruhige Weihnachtszeit und etwas Erholung. Ich spüre, dass ihr diese menschliche Geste einfach guttut. Sie sind als Chemoschwestern das alles gewöhnt, aber sobald es die eigenen Angehörigen trifft, bekommt es eine andere Dimension.

Am Dienstag gab´s dann die Blutbefunde – eine erneute Verschlechterung meiner Leukozyten, aber immer noch im vertretbaren Bereich für die Ärzte. Die Leukos sind von 3,1 auf 2,8 gefallen, die Normalwerte liegen zwischen 4,3 und 10,8. Bei 1,5 werden seitens der Onkologie Gegenmaßnahmen ergriffen. Das kenne ich bereits aus der Chemozeit, ich musste mich zweimal spritzen, um die Produktion der Leukos anzukurbeln. In vier Wochen ist wieder Blutkontrolle. Da mich keiner aus der Klinik angerufen hat, kann ich nun entspannt in die Weihnachtsfeiertage gehen.