Großer Zufall
Bei all der Aufregung um unsere Krebs-Mitstreiterin am Freitag, die leider an diesem Abend auch verstorben ist, habe ich doch glatt vergessen, noch von meiner zufälligen und lustigen Begegnung in der Strahlentherapie zu erzählen. Am Donnerstag war wieder ein Nachsorgetermin im Rahmen der Neorad-Studie. Meine letzte Bestrahlung liegt sechs Monate zurück und es wurde noch einmal geschaut, ob sich irgendwelche Nebenwirkungen eingestellt haben oder das Hautbild verändert ist.
Wir waren vor dem Termin noch bei Freunden zum Frühstück und ungefähr zwanzig Minuten früher in der Klinik. Carsten bleibt im Auto und steht vor dem Haupteingang der Klink. Dort kann man dreißig Minuten kostenfrei parken. Sollte es bei mir länger dauern, fährt er eine Extrarunde und zieht ein neues Einfahrtticket für die nächsten dreißig Minuten. So sparen wir uns die Parkgebühren.
Ich steige also in den Keller hinab, dort befindet sich die Strahlentherapie. Das Wartezimmer ist nicht voll, aber das hat nichts zu sagen. Ich gehe noch zur Toilette und als ich im Wartebereich Platz genommen hatte, hörte ich den Arzt zu den Schwestern meinen Namen sagen. Oh, ich bin gleich dran – dachte ich noch bei mir. Und schon kam er auf mich und eine Mitpatientin zu, da wir beide nah beieinander saßen. Er sprach zu ihr und sagte: „Ich nehme sie gleich als Nächste dran, Frau Fiedler“. Ich wundere mich und denke, dass er uns beide verwechselt, sage aber nichts. Und dann wendet er sich zu mir und sagt: „Und sie Frau Fiedler dürfen jetzt mit mir mitkommen.“ Okay – jetzt fällt bei uns beiden der Groschen und wir schauen uns an – wir tragen beide den gleichen Familiennamen. Wir lachen und scherzen noch über den Zufall. Der Arzt erwähnt dann, dass wir beide sogar noch den gleichen Vornamen haben. Jetzt wird´s echt verrückt – wir heißen beide Sabine Fiedler. Das ist doch wirklich ein irrer Zufall.
Ich gehe mit ihm ins Sprechzimmer und wir sprechen noch kurz über den Zufall und er erzählt mir, dass er die andere Sabine Fiedler schon aufgerufen hatte und sie danach fragte, wie es ihr die letzten sechs Monate nach der Bestrahlung ergangen sei. Die Patienten wies ihn dann darauf hin, dass sie noch gar keine Bestrahlung hatte. So ist dann erst aufgefallen, dass zwei Sabine Fiedler zur gleichen Zeit im Wartezimmer waren.
Das Gespräch mit dem Strahlenarzt dauert nicht lange. Er fragt nach eventuellen Nebenwirkungen, aber ich habe nichts dergleichen. Auch das optische Ergebnis der bestrahlten Region ist für ihn zufriedenstellend. Das war somit mein letzter Termin in der Strahlentherapie und darüber freue ich mich natürlich sehr. Ein Termin weniger in meinem Kalender. Und ich verlasse nach gerade einmal zehn Minuten wieder die Klinik. Manchmal geht´s eben auch schnell.
