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Wenn das Telefon klingelt…..

…..Freitagabend um 20.30 Uhr – das Brustzentrum Bad Homburg. Eigentlich hatte ich die Woche schon abgehakt, kein Anruf aus der Klinik, keine neuen Infos wie es weitergeht. Ich hatte es mir nach unserem Abendspaziergang gerade auf der Couch gemütlich gemacht, als das Telefon klingelt und eine Ärztin aus dem Brustzentrum anruft. Ich wundere mich sehr, denn deren Sprechzeiten sind normalerweise nur bis 16.00 Uhr.

Am Telefon begrüßt mich eine Ärztin, die ich noch nicht kenne und sie erklärt mir, dass meine behandelnde Ärztin krank ist und sie nun den Schreibtisch aufräumt, um zu schauen, was liegengeblieben ist und nicht übergeben wurde. Meine Akte ist dabei und sie fragt, wie der aktuelle Stand meiner Behandlung sei. Fragezeichen kommen mir in den Kopf – ich war bis jetzt zweimal dort und habe eine Brustkrebsdiagnose erhalten und aus meiner Akte geht nicht hervor, wie der aktuelle Stand ist??? Die „Spur“ der Kommunikation verliert sich nach der Absage des Arztgespräches durch eine Schwester vor über einer Woche. Es ist nicht notiert, ob der Oncotype Test in der Pathologie in Auftrag gegeben wurde, den man aber braucht, um überhaupt mit der Behandlung starten zu können. Mit diesem Test wird individuell an der Genetik des Tumors festgestellt, ob eine Chemotherapie von Nutzen ist oder ob eine OP ausreichend ist. Die Pathologie ist natürlich schon im Wochenende und so kann erst am Montag geklärt werden, ob der Test bereits beauftragt wurde.

Des Weiteren erwähne ich im Gespräch, dass ich bereits mit einer Anti-Hormon-Therapie mit Letrozol gestartet habe, die mir im Brustzentrum verordnet wurde. Das kann sie meiner Akte wohl nicht entnehmen und ich frage mich, wie das sein kann. Hat sie tatsächlich nur die Papierakte vom Schreibtisch in der Hand und nicht die Patientenakte am PC auf? Zumindest würde das einiges erklären. Die Ärztin meinte daraufhin, dass mit 52 Jahren doch gar nicht sicher sei, ob meine Menopause schon abgeschlossen ist, denn das Medikament wirkt nur nach der Menopause. Da ich schon seit vielen Jahren keine Gebärmutter mehr habe, die mir wegen Myomen entfernt wurde, und ich keine sicheren Anzeichen für eine Menopause habe, kann es sein, dass diese Anti-Hormon-Therapie wirkungslos ist und der Tumor Paul munter weiter wachsen kann. Um das abzuklären, soll ich noch einmal zu meiner Frauenärztin zur Blutentnahme, damit ein Hormonstatus erstellt werden kann. Daran lässt sich erkennen, ob ich vor, in oder nach der Menopause bin. Das kann ich definitiv erst Montagfrüh in Gang bringen.

Die Ärztin ist sehr nett und entschuldigt sich mehrmals für diese Unannehmlichkeiten. Es ist ihr sichtlich unangenehm, mir all diese Fragen stellen zu müssen und so unwissend über meinen Fall zu sein. Normalerweise gibt es immer interne Übergaben, wenn jemand aus dem Ärzteteam länger abwesend ist, aber im Falle von unkalkulierbarer Krankheit ist das eben nicht möglich. Nachdem das Gespräch beendet war, habe ich ein mulmiges Gefühl und viele Fragezeichen im Kopf. Wie vertrauenswürdig ist dieses Brustzentrum? War es die richtige Wahl? Soll ich das Brustzentrum wechseln? Ich teile diese Gedanken mit meinem Mann und wir wägen beide ab. Meine Entscheidung steht fest – ich bleibe in diesem Brustzentrum, ich vertraue ihnen. Das Vertrauen muss nun wieder aufgebaut werden und ich setze all meine Hoffnungen in diese Ärztin.