Allgemein

Balsam für die Seele – die Sonne

Da ich weiß, was auf mich zukommt, graute es mir schon ein wenig vor den Tagen nach der Chemo. Wie zu erwarten war, sind die ersten beiden Nächte recht schlaflos. Nach der 3-Uhr-Cortison-Tablette komme ich nicht wieder in den Schlaf und verkrümel mich auf die Couch. Mittlerweile ist Carsten auch wieder im Schlafzimmer „eingezogen“, da die Erkältung vorbei ist und ich wirklich sehr gut drumrumgekommen bin. Am Freitag kamen noch zwei unverhoffte, aber heftige Nasenblutenereignisse im Laufe des Tages hinzu. Es ist nur zu stoppen mit einer Nasentamponade, hinlegen und einem Kühlakku im Nacken. Ich hoffe, das passiert nun nicht öfter.

Ein Vorteil hat das frühe Aufstehen dennoch – man hat mehr vom Tag. Ich war am Samstagmorgen um 6 Uhr die erste Kundin bei unserem Dorfmetzger. Die Verkäuferin war selbst ganz erstaunt, als sie mich sah, aber als ich erzählte, dass ich auf Cortison bin, war ihr alles klar. Sie hatte das selbst alles vor Jahren durchgemacht und kann meine Situation sehr gut nachvollziehen. Wir plaudern noch ein wenig und es tut so gut sich mit Menschen auszutauschen, die ein ähnliches Schicksal haben wie ich und den Krebs bereits besiegt haben. Das macht auch mir immer wieder Mut und Hoffnung gut aus der ganzen Sache herauszukommen. Mich plagen keine Selbstzweifel, aber die Gedanken daran, dass es Krebs ist, der auch wiederkommen kann, sind schon da. Auch wenn ich versuche das weit von mir zu schieben, kommen sie doch immer mal wieder auf.

Das Wochenende war dank meines sehr guten Energielevels geprägt von ein wenig, wirklich wenig, Hausarbeit, dem Wochenendeinkauf, der Abholung eines neuen Bettes für unser Gästezimmer und wunderschönen ausgiebigen Spaziergängen bei herrlichem Winter-Sonnen-Wetter. Die Sonne tut so gut und ist echter Balsam für die Seele, egal in welcher Lebenssituation man sich gerade befindet.

Ab Sonntagnachmittag ging es, wie zu erwarten war, mit meiner körperlichen Verfassung wieder bergab – Muskelschmerzen sogar im Kiefer, Müdigkeit und totale Abgeschlagenheit. Es breitet sich über den gesamten Körper aus, man kann es richtig spüren. Der Kopf wehrt sich noch dagegen und man hat die Hoffnung, dass es diesmal vielleicht anders wird, denn der Körper kennt doch nun die Chemo. Es gibt kein Erbarmen und man kann dem Ganzen nichts mehr entgegensetzen, da einfach die Kraft fehlt. Ich lasse es einfach geschehen und hoffe, dass am Mittwoch wieder alles vorbei ist.