
Ein Hauch von Normalität
Nach zwei schlaflosen Nächten stand heute am 21. Dezember 2024 noch ein Event auf unserem Programm – das alljährliche HR 3 Weihnachtssingen mit Tobi Kämmerer und Tanja Rösner, zwei ganz tollen Radiomoderatoren der Morningshow. Die Karten dafür hatte ich bereits mit dem Wissen um meine Diagnose und den Weg der Behandlung gekauft. Natürlich in der Hoffnung, dass meine gesundheitliche und körperliche Verfassung das auch zulassen würde. Ich hatte Glück, alles passte und wir machten uns auf den Weg in die Brita-Arena nach Wiesbaden, dem Stadion, in dem bald 10.000 Menschen gemeinsam Weihnachtslieder singen werden.
Warm eingepackt und mit Sitzkissen für die harten Stadionstühle ausgestattet, kamen wir bei Regen am Stadion an. Viele Menschen strömten genau wie wir dorthin. Meine Schutzmaske für das dichte Menschengedränge hatte ich dabei, nur zur Vorsicht. Aber es ging alles sehr geordnet und ohne Drängelei zu – wir waren sehr früh dran. Dann noch schnell eine trockene überteuerte Brezel und ein genauso teures stilles Wasser gekauft und wir suchen unsere überdachten Sitzplätze auf. Die Ränge waren fast menschenleer, es waren ja auch noch fast zwei Stunden bis es losging. Gut für uns, gut für mich – ich stand nicht in unendlichen Menschentrauben. Ein wenig Gedanken hatte ich mir im Vorfeld darüber schon gemacht. Das Schreckgespenst Corona und auch die anderen üblichen Erkältungskrankheiten sind wieder unterwegs. Eine Veranstaltung in einem Innenraum würde ich derzeit lieber nicht besuchen wollen. Solche Gedanken habe ich mir noch nie zuvor gemacht, wenn wir einen Event besucht haben. Warum auch? Und wieder ein Learning auf meiner neuen „Reise“…
Das Stadion ist voll und mit zehn Minuten Verspätung, unter mehreren La-Ola-Wellen, die sich durch das Publikum schlängeln und einer guten Stimmung startet das Weihnachtssingen. Es ist einfach wunderschön und ich vergesse für zwei Stunden, dass ich an Krebs erkrankt bin. Keiner dieser Menschen kennt mein derzeitiges Schicksal. Ich bin eine von vielen, eine Frau, die mit ihrem Mann einen schönen Abend verbringen möchte, einfach nur in Weihnachtsstimmung kommen. Ja genau – Weihnachten. Anders als die Jahre zuvor, aber auch irgendwie besonders in diesem Jahr. Wir machen einfach das Beste daraus. Ganz beseelt, gut gelaunt und begleitet von Weihnachtsliedern im Autoradio fahren wir nach Hause. Wir entspannen noch etwas auf der Couch und ich spüre die Müdigkeit, die nach über 60 Stunden fast ununterbrochenem Wachsein durch das Cortison nun einschlägt. Diese Nacht werde ich sehr gut schlafen.