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Das neue ICH

Wenn ich schon meine eigenen Haare verlieren werde, mit denen ich zugegebenermaßen auch nicht immer zufrieden war, dann will ich einen Haarersatz tragen, der meiner Traumfrisur entspricht. Im Moment trage ich einen blond gesträhnten Kurzhaarschnitt, da ich sehr feine Haare habe und somit eine Langhaarfrisur eher ungeeignet ist. Lange Haare hatte ich bis vor fünf Jahren, bedeuteten bei mir aber immer tägliches Föhnen, ganz viel Haarspray, keine Mützen und bloß nicht in Regen, Wind oder Nebel kommen. Sehr anstrengend und absolut nicht Wohnmobil geeignet. Eine gewisse Sehnsucht nach einer Langhaarfrisur hatte ich allerdings immer im Kopf.

Durch diese Krankheit habe ich jetzt die Möglichkeit, meinem ICH einen neuen und ungewohnten Look zu verpassen. Im Haarsalon konnte ich noch weitere Perücken anprobieren, die wir gemeinsam ausgesucht hatten. Nur zwei davon kamen schließlich in meine engere Auswahl. Selbst die Perücke der allerersten Anprobe von letzter Woche, von der wir beide so sehr angetan waren, sortierte ich aus. Zumindest die Haarfarbe war schnell klar – ich werde bei meinem Blond bleiben. Bei der Frage nach dem Preis für meine beiden Favoriten hat sich wieder mein gutes Händchen für das teuerste Stück bewiesen. Beide waren preislich ähnlich teuer, auch wenn meine Krankenkasse einen gewissen Obolus mitfinanziert. Nach den letzten Wochen wird mir immer klarer, dass man sich auch das Kranksein leisten können muss. Überall darf man zuzahlen und ganz zu schweigen von den Fahrt- und Parkkosten, die so über die Zeit anfallen. Egal – auch wenn es die teuerste Perücke ist, es ist die, die ich mir auf meinem Kopf sehr gut vorstellen kann.

Ich fühle mich mit der Entscheidung für diese Perücke wohl, auch wenn es für mich noch nicht richtig greifbar ist, dass meine eigenen Haare sehr bald weg sein werden. Auf geht´s zum neuen ICH und meiner Reise mit dem Brustkrebs.