Alles wieder gut
Die Knochenschmerzen waren zum Glück nach zwei Tagen wieder weg. Das war ziemlich heftig und hatte komplett auf meine Psyche geschlagen. An die Schmerzen im rechten Arm habe ich mich mittlerweile schon gewöhnt, aber die schmerzenden Beine waren sehr unschön. Hoffentlich hilft diese ganze Quälerei auch da wo es soll, nämlich den weiteren Knochenabbau aufzuhalten.
Der Donnerstag war wieder ein Tag mit Arztterminen – ein Kontroll-CT meiner LWS und ein Besuch bei meiner Hausärztin. Genau vor einem Jahr hatte ich mein CT für das Staging im Rahmen meiner Brustkrebsdiagnose. Bei der damaligen Untersuchung wurde eine unklare Verdichtung an der LWS festgestellt, die nun auf meinen Wunsch noch einmal kontrolliert wurde. Der Termin ist in der gleichen Radiologie-Praxis, damit die Vorbefunde hinzugezogen werden können. Wir waren zeitlich durch einige Staus auf der Landstrasse nach Bad Homburg recht knapp dran und erst fünf Minuten vor dem Termin in der Praxis. Ich mag es überhaupt nicht so unter Zeitdruck zu stehen, zumal ich noch dringend zur Toilette musste. Ich ließ Carsten mit dem auszufüllenden Papierkram im Wartezimmer zurück und lief zur Toilette, die sich am anderen Ende dieser riesigen Radiologie-Praxis befand. Als ich in den Wartebereich zurückkam, meinte er, dass ich bereits aufgerufen wurde. Der Zettel war auch noch nicht komplett ausgefüllt und schon wurde ich erneut aufgerufen. In der Umkleidekabine füllte ich schnell noch alles aus und dann ging´s auch schon los. Das Ganze dauerte keine fünf Minuten. So waren wir nach einer viertel Stunde auch schon draussen. Das habe ich noch nie erlebt und ich war ein wenig gestresst, da alles so schnell ging. Keine Zeit zum Durchatmen. Aber andererseits auch sehr positiv, denn ich habe in den letzten Monaten viele Wartezeiten in Kauf nehmen müssen.
An diesem Nachmittag hatte ich noch einen Termin für unSICHTBAR in Frankfurt. Ich durfte mir die ersten Sachspenden in einem dm-Markt abholen. Es ist so wunderbar, wie unkompliziert diese Kooperation verläuft. Mit einer Tasche voll Schmuck, Haarschmuck und unzähligen Kleinteilen verließ ich die Filiale. Und die sehr nette Filialleiterin bot mir noch an, ihren großen Meetingraum nutzen zu dürfen und gemeinsame Aktionen durchzuführen. Wunderbar und sehr wichtig solche Kontakte für unser Projekt.
Der Besuch bei meiner Hausärztin war ebenfalls nur ein Kontrolltermin, da die Krankenkasse nachfragt, wie lange ich denn noch arbeitsunfähig sein werde. Mit ihr bespreche ich, dass ich zunächst noch die Schmerzen in meinem rechten Arm abklären lassen möchte, da ich doch dadurch einige Einschränkungen habe. Ich kann keine schweren Sachen heben, manchmal ist schon ein Glas Wasser zu viel. Ich bin Rechtshänderin und brauche diesen Arm. Es ist die operierte und bestrahlte Seite und die Beschwerden treten seid der Strahlentherapie im Juni auf. Bisher konnte mir hier keiner wirklich weiterhelfen. Nun versuchen wir es mit einer Physiotherapie und im November folgt noch der Termin bei meiner Neurologin. Freie Termine in einer nahegelegenen Physiotherapiepraxis zu bekommen, wird sich aber erneut als eine Herausforderung darstellen. Auch ist meine Konzentrationsfähigkeit noch nicht wieder vollständig hergestellt. Ich muss öfter Pausen einlegen, ich spüre die Erschöpfung und komme sehr schnell an meine Belastungsgrenzen. Das sind alles Nachwirkungen der heftigen Chemomedikamente und teilweise auch Spätfolgen der Bestrahlung. Das wird von einem selbst, aber auch von der Aussenwelt oft unterschätzt. Rein optisch geht´s mir wieder gut, aber körperlich bin ich überhaupt noch nicht wieder fit.
Zum Wochenabschluss gönnen wir uns noch einen Konzertabend mit Andre Rieu in der Frankfurter Festhalle. Ein wunderschöner Abend mit klassischer Musik und guter Stimmung in dieser riesigen Halle. Wir sind eigentlich keine Klassikfans, aber diese Präsentation mit dem Orchester und den Sängern ist einfach toll. Im Anschluss daran fahren wir zu unserer ältesten Tochter, um dort zu übernachten und am nächsten Morgen unsere Enkelin mit zu uns zu nehmen. Sie war lange nicht bei uns und ich möchte mit ihr Vogelfutter aus Körnern und Kokosfett selbst herstellen. Carsten baut mit unserem Schwiegersohn unser Gewächshaus auf und ich mache mir mit unserer mittleren Tochter, die ja ebenfalls schwanger ist, einen entspannten Nachmittag. Die Herstellung der Futterringe für die Vögel hat prima geklappt und der Kleinen große Freude bereitet. Sobald der Winter kommt, werden wir das Futter im Garten aufhängen.
