Die letzte Woche
Das war eine sehr intensive und anstrengende Woche. Aber es sind so viele schöne Dinge geschehen. Die Woche startete mit meinem dritten Termin in der Physiotherapie – ihr erinnert euch – meine Brustmuskulatur auf der rechten, operierten Seite macht mir noch ein wenig zu schaffen. Große Verbesserungen sehe ich noch nicht, aber zumindest bekomme ich Tipps für Übungen, die ich zu Hause machen kann. Ich hoffe, das kommt alles wieder in Ordnung. Habe aber auch von einer Mitpatientin gehört, dass sie ähnliche Probleme hat. Tröstet mich ein wenig, dass ich damit nicht allein bin. Manchmal glaube ich schon, ich bin zum Hypochonder geworden während meiner Therapie.
In dieser Woche habe ich sehr viele Telefonate mit potenziellen Unterstützerinnen für unSICHTBAR geführt. Ganz wunderbare Frauen, die uns mit ihren Fähigkeiten bei den Fotoshootings unterstützen wollen. Es ist toll, wie viele Menschen mir bei der Idee zu diesem Projekt zur Seite stehen und mich bei der Umsetzung unterstützen. Allein könnte ich das nicht bewältigen. Letzten Sonntag gab es bereits einen kurzen Schockmoment – eine Teilnehmerin sagte aufgrund von Krankheit ab. Kommt vor, wir haben es mit Krebspatienten zu tun. Kenne ich selbst nur zu gut. Nach kurzer Rücksprache mit dem Social Media Team entschieden wir uns dafür einen Post mit dem kurzfristig frei gewordenen Platz zu veröffentlichen. Innerhalb weniger Stunden war eine neue Teilnehmerin gefunden, die sich auf ein professionelles Fotoshooting und etwas Me-Time freuen konnte.
Ein noch viel größerer Schock ging dann allerdings Ende der Woche durchs Team. Eine von unseren beiden MakeUp Artists, die am Samstag beim allerersten Shooting dabei sein wollte, ist leider erkrankt. Diese Nachricht kam Donnerstagmorgen, 48 Stunden vor unserem ersten Fotoshooting. Der Supergau ist eingetreten. Wir sind auf die Profis angewiesen und Ersatz ist nicht so schnell zu finden. Ich kann nicht wirklich schminken, schon gar nicht andere Menschen. Die ideale Besetzung für so einen Tag sind zwei Visagisten. Worst Case – einer muss allein schminken und zum Glück bestätigte mir die Visagistin, dass sie das auch allein schaffen kann. Keine gute Lösung, aber zumindest ein Hoffnungsschimmer. Freitagmittag kam dann die frohe Botschaft, dass durch unsere dm-Kooperation eine zweite Visagistin für Samstag gefunden wurde und wir somit komplett sind. Was für eine Aufregung. Wer mich kennt, weiß, dass ich einen Hang zur Perfektion habe. Eine Visagistin wäre Improvisation gewesen und eine zeitliche Katastrophe für das Fotoshooting. Somit konnte ich Freitag beruhigt schlafen gehen und mich auf die Premiere freuen.
Der Donnerstag war ein sehr emotionaler Tag für mich. Zum einen war er lang, da ich viel unterwegs war. Aber zum anderen mit vielen schönen Nachrichten verbunden. Mittags hatte ich den Termin beim Notar. Ich habe die offizielle Gründungsurkunde für unSICHTBAR Die Mutmacher gUG unterschrieben und bin nun die alleinige Geschäftsführerin und Gesellschafterin einer gemeinnützigen Organisation. Das muss erstmal reinsacken. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, ob das ein Risiko ist. Es ist zumindest der einzige Weg, um unSICHTBAR auf sichere Füße zu stellen und endlich ein Spendenkonto bei einer Bank zu eröffnen. Die Kontoeröffnung selbst wird aber auch noch ein paar Tage in Anspruch nehmen, wie mir der nette Bankmitarbeiter mitteilte. So schnell wie ich es gern hätte, geht es leider nicht, da im Vorfeld von der Bank viele Formulare ausgefüllt werden müssen. Boah, habe ich mich darüber aufgeregt. Aber nützen tut es trotzdem nichts. Ich muss mich wieder einmal mehr gedulden und warten, bis die Bank mir ein Signal für eine Terminvereinbarung für die Unterschriften vor Ort gibt.
Zwischen Notar und meinem Kontrolltermin im Brustzentrum durfte ich noch zur dm-Filiale fahren und unsere bestellten Sachspenden für das Fotoshooting abholen. Einkaufen mit einer Wunschliste, aber ohne Geld. Mit drei vollen Tüten und überglücklich verließ ich die Filiale. Ich weiß gar nicht, wem ich zuerst danken soll für so viel Unterstützung für das Projekt. Zwischendrin gönnte ich mir noch einen Kaffee und ein Stück Kuchen zur Feier des Tages der Gründung von unSICHTBAR. Eine weitere frohe Botschaft erhielt ich zum Tagesabschluß noch im Brustzentrum. Mit dem Befund „kein Hinweis auf Rezidiv und Zweitkarzinom“ fuhr ich freudestrahlend nach Hause. Fast auf den Tag genau ein Jahr nach meiner allerersten Chemotherapie, die am 05. Dezember 2024 stattfand, bekam ich das Ergebnis schwarz auf weiß. Worte können meine Gefühle für diesen Tag gar nicht richtig beschreiben. Es sind so viele positive Dinge im Moment und ich bin einfach überglücklich. Eine Achterbahn der Gefühle. Zurückblickend auf das gesamte Jahr gab es durchaus auch nicht so schöne Momente. Aber das blende ich gerade alles aus und schaue wie immer nur nach vorn. Ich bin dankbar, dieses Leben leben zu dürfen.
Freitags dann noch der Vierteljahrescheck beim Kardiologen. Alles in Ordnung. Das Herz ist immer noch am rechten Fleck und tut was soll. Es hat die ganze bisherige Chemozeit unbeschadet überstanden und das wird es auch für nächsten zweieinhalb Jahre tun. Jetzt verlängern wir den Kontrollrhythmus auf sechs Monate – ein Arzttermin weniger im Quartal.
