Allgemein

Viel gelernt

In der letzten Woche hatte ich einige Beratungstermine, die mich mit meinem Projekt unSICHTBAR auf den richtigen Weg bringen sollen. Es läuft alles sehr gut an, unser erster Fototermin im Dezember ist bereits ausgebucht. Unsere Flyer und Plakate finden sich überall in der Hochtaunusklinik in Bad Homburg, die Onko-Schwestern unterstützen mich ganz toll dabei. Wir streuen alles ziemlich breit und auch in Social Media gibt es eigene Kanäle für unSICHTBAR. Ich möchte damit so viele Menschen wie möglich erreichen.

Und doch liegen bereits kleine Steine im Weg, die ich umgehen muss. Im Gespräch mit dem Filialleiter der Taunussparkasse stellte sich heraus, dass ich als Privatperson für unsere Initiative kein offizielles Spendenkonto eröffnen darf. Über mein privates Konto möchte ich keine Spenden laufen lassen. Um aber Spenden von Förderern entgegennehmen zu können, bedarf es einem Spendenkonto bei einer Bank. Der einzige Weg zu einem Konto führt also über die Gründung einer Organisation – kein Unternehmen, denn wir wollen gemeinnützig sein und die Angebote aus Spenden finanzieren, damit die Teilnehmer kostenfrei beim Fotoshooting mitmachen können. Dass ich irgendwann darüber nachdenken muss, war mir klar. Ich hätte es aber gern noch ein wenig aufgeschoben. Egal, nun ist es so und ich gehe diesen offiziellen Weg und gründe eine gemeinnützige Organisation.

Das erste Gespräch hatten Carsten und ich beim Private Banking der Sparkasse in Bad Homburg. Es ging um die mögliche Gründung einer Stiftung. Sehr detailliert wird uns alles erklärt, ein paar Dinge hatten wir uns im Vorfeld bereits angelesen. Die Gründung wäre schnell und einfach möglich, ohne extra Notar und Anwalt für eine Satzung. Das Modell einer Stiftung klingt verlockend, suggeriert aber bei Spendern eine gewisse Größe, die wir definitiv nicht haben. Ebenso wäre die Stiftung nicht für operative Projekte wie wir es haben nicht geeignet. Es wäre eine reine Förderstiftung, die nur einmal im Jahr überschüssiges Geld ausschüttet. Somit könnte ich die Idee noch andere Angebote neben dem Fotoprojekt für Krebspatienten zu etablieren, nicht umsetzen. Aus diesen Gründen kommt es für uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht infrage.

Ein weiteres Gespräch hatte ich mit einer Steuerberaterin der Kanzlei Winheller aus Frankfurt, die auf gemeinnützige Organisationen spezialisiert sind. Ich kenne diese Kanzlei seit Jahren aus meiner eigenen Tätigkeit in verschiedenen Vereinen und Organisationen. Die Beratung ist nicht gerade billig, aber ich möchte jetzt nicht am falschen Ende sparen und später erkennen, dass ich in der Gründungsphase einen Fehler begangen habe, der nur mit viel Geld wieder zu korrigieren ist. Carsten ist ebenfalls bei dem Gespräch, welches wir dankenswerterweise am Freitagnachmittag online führen können, dabei. Vier Ohren hören mehr als zwei. Wir haben uns darauf vorbereitet, viel gelesen und ich habe eine Liste mit Fragen zusammengestellt, die ich geklärt haben will. Im Gespräch kristallisiert sich sehr schnell heraus, dass aufgrund meiner Anforderungen eigentlich nur zwei gemeinnützige Modelle für mich infrage kommen – eine gUG (Unternehmen in Gründung) oder gleich eine vollwertige gGmbH. Das hatten wir auch vorher schon im Ausschlussverfahren so für uns auf dem Schirm. Die Unternehmensformen unterscheiden sich minimal, der Aufwand zur Gründung ist bei beiden gleich. Aber die gUG kann ich mit einem Stammkapital von nur 1 Euro gründen, wohingegen die gGmbH mit einem Stammkapital von mindestens 12.500€ gegründet werden muss. Beide Summen muss ich aus der eigenen Tasche aufbringen. Dazu bin ich bereit, würde das Ganze aber auch gern noch steuerwirksam für meine eigene Steuer tun. Die gUG kann im Laufe der Zeit und mit dem Erreichen des Stammkapitals von 25.000€ in eine gGmbH umgewandelt werden. Die Gründung eines Vereins, also eines e.V. schließe ich generell aus. Meine Erfahrungen in den letzten Jahren haben mir die Nachteile dieser Organisationsform aufgezeigt. Von daher entscheide ich mich für die Gründung einer gUG und beauftrage die Steuerberaterin damit, mich hierbei zu unterstützen.

Als Erstes muss eine Satzung mit den Satzungszwecken verfasst werden. Das übernimmt zum Glück die Kanzlei und ich formuliere lediglich, welche Angebote es geben soll. Die Gesellschaft soll den Namen unSICHTBAR tragen, da hierunter auch andere Projekte denkbar sind. Allerdings muss ich das vorher bei meiner zuständigen IHK prüfen lassen, ob es den Namen in unserem Umfeld schon gibt und somit nicht verwendbar wäre. Ich habe bereits gegoogelt und es gibt nur eine handvoll Angebote mit dem Namen, aber auch nicht alle in Deutschland. Von daher bin ich ganz zuversichtlich, dass dem nichts im Wege steht. Sobald die Satzung fertig und mit mir abgestimmt ist, wird sie dem Finanzamt zur Prüfung vorgelegt. Ein extrem wichtiger Schritt, denn das Finanzamt erteilt die Gemeinnützigkeit. Aber meine Projektidee lässt laut der Steuerberaterin keinen Zweifel an einem gemeinnützigen Zweck für die Gesellschaft.

Das ist alles sehr spannend und aufregend für mich. Ich habe Respekt davor, denn es ist mit viel Arbeit und zu anfangs auch mit Geld verbunden. Aber es ist der richtige Zeitpunkt für mich, es fühlt sich gut an. Viele Chancen bekommt man nicht im Leben und das ist meine Chance aus einer Idee, die im Frühjahr entstand, ein solides und ernstzunehmendes soziales Angebot zu machen. Irgendwie fühlt es sich an, als wäre es meine Bestimmung, die sich durch meine Krebserkrankung ergeben hat und dafür bin ich dankbar. Ich bin seit vielen Jahren in unterschiedlichen Positionen im gemeinnützigen Bereich tätig und kenne die Risiken, aber auch die Vorteile. Diese Branche ist nicht Umsatzgetrieben, denn es geht um die gute Sache und das ist mir wichtig. Den Menschen etwas Gutes tun und ja auch eine Mutmacherin zu sein und zu zeigen, dass eine Krebsdiagnose und die Therapie nicht das Ende des Lebens sein müssen.

Die letzte Woche war also von viel Neuem geprägt und ich habe wieder sehr viel gelernt. Ich bleibe nicht stehen, sondern laufe unaufhörlich weiter. Nur wenige Dinge können mich wirklich ausbremsen.