Ein Anruf aus der Klinik
Der Montag nach der Party ist auch wieder der Tag für meine Blutkontrolle. Ich fühle mich gut, aber was in meinem Körper passiert, weiß ich natürlich nicht. Von daher bin ich hier auch sehr entspannt unterwegs. Nach der Blutentnahme stehen noch ein paar Termine für mein Projekt unSICHTBAR an. Ich hole Kleiderspenden im Billabong Familienzentrum auf dem Riedberg ab, da sie mich beim Sammeln unterstützen. Dort war ich vier Jahre lang ehrenamtlich im Vorstand tätig und freue mich sehr über diese Unterstützung. Und es sind ganz schicke Sachen dabei, wie zum Beispiel ein Brautkleid. Auch am letzten Wochenende haben mir einige unserer Freunde Kleiderspenden mitgebracht, die sie gesammelt haben. Einfach toll, wie viele Menschen mir dabei behilflich sind. Mit einem Sack voller Spenden fahre ich in eine Location, die uns ebenfalls als Fotolocation für die Shootings dienen soll. Ein altes Fabrikgebäude mit ganz viel Charme und tollen Kulissen. Für eine Session im Sommer sehr gut geeignet.
So startete meine Woche wieder ganz im Sinne meines neuen Projektes und am Mittwoch folgt der Gesprächstermin in der Bank. Ebenfalls in dieser Woche werde ich noch ein Beratungsgespräch mit einer Anwaltskanzlei haben, die auf die Gründung und Betreuung gemeinnütziger Organisationen spezialisiert sind. Wenn ich nun doch früher eine Organisation gründen muss, dann möchte ich zumindest den richtigen Weg gehen, der auch für die weitere Zukunft geeignet ist.
Viel Positives und dann kam der Anruf aus der Klinik zu meinen Blutwerten. Meine Werte sind so weit in Ordnung, aber das Bilirubin steigt kontinuierlich an und ist in einem Bereich, der beobachtet werden muss. Bilirubin ist ein gelber Farbstoff, der als Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin entsteht und kann auch zu Gelbsucht führen. Die Ärztin fragte mich direkt, ob ich gelbe Augen habe, da sich das Weiße der Augen gelb färbt. Das hatte ich schon einmal, als ich eine Woche gefastet habe, von daher wusste ich wovon sie sprach. Ich konnte sie aber auch in Bezug auf den Wert beruhigen, denn ich habe ein Morbus Gilbert-Meulengracht. Das ist eine Störung des Bilirubinstoffwechsels und wurde vor einigen Jahren als Zufallsbefund während meiner Schilddrüsenerkrankung diagnostiziert. Ich spüre davon nichts und es beeinträchtigt nicht mein Leben, aber ich darf zum Beispiel nicht mehr fasten, da dann dieser Wert entgleisen kann und es zu Leber- oder Gallenerkrankungen kommen kann. Damit kann ich leben. Dass der Wert nun allerdings unter der Kisqali-Therapie ansteigt, ist unschön und muss beobachtet werden. Sobald meine Augen sich gelb verfärben oder ich unklare Schmerzen bekomme, soll ich in die Ambulanz der Klinik kommen. Gut, dann warten wir mal ab. In zwei Wochen ist die nächste Blutkontrolle.
Solche Anrufe verunsichern einen immer wieder, aber andererseits ist es gut, dass sich auch wirklich jemand die Blutwerte anschaut. Immerhin nehme ich nicht nur Traubenzucker, sondern Tabletten, die erhebliche Nebenwirkungen haben können. Und mein Körper ist nach der Chemotherapie sicher noch nicht wieder auf seinem alten Level.
