Hamsterrad
Neue Woche, Montag und wieder Blutkontrolle in der Klinik. Ich hatte auch kurz die Gelegenheit für ein Türrahmengespräch mit meiner behandelnden Ärztin, da ich sie fragte, ob eine Einnahme von zusätzlichem Vitamin-B unter meiner Tablettenchemo bedenklich sei. Aus ihrer Sicht spricht nichts dagegen. Meine Neurologin hatte mir empfohlen, explizit nachzufragen, bevor ich die B-Vitamine zur Unterstützung der Karpaltunnelbehandlung einnehme. Also starte ich nun damit.
Anschließend ging´s zum Frühstück mit meinen beiden Töchtern. Beide sind schwanger und zu Hause – eine im Mutterschutz und eine im Berufsverbot. Schön sie so zu sehen und das alles erleben zu dürfen. Nun wissen wir auch, dass wir im nächsten Jahr zwei Enkelsöhne bekommen werden. Wir freuen uns riesig. Den Dienstagvormittag nutze ich, um noch einige Plätzchen zu backen. Am Ende sind es vier Sorten geworden, ein zweiter Backtermin wird folgen, da die köstlichen Kekse natürlich schnell gegessen werden. Am Nachmittag bekomme ich meine Blutwerte per Mail. Sie haben sich zum letzten Mal nicht weiter verschlechtert, sind aber immer noch grenzwertig. Da niemand aus der Klinik anruft, gehe ich davon aus, dass dies alles noch im Rahmen der üblichen Nebenwirkungen der Medikamente ist.
Heute ist Mittwoch und mein erster Nachsorgetermin bei meiner Frauenärztin steht an. Trotz Termin warte ich über eine Stunde bis ich endlich drankomme. Im März war ich das letzte Mal bei ihr und drei Monate nach Abschluß der Akuttherapie sollte man sich erneut in der Praxis vorstellen. Es wird nur ein Ultraschall der beiden Bürste gemacht. Meine Ärztin ist erstaunt, wie gut das Narbenergebnis an der Brust ist. Kaum sichtbar und alle sehr gut verheilt. Der nächste Schock folgt sofort – sie offeriert mir, dass ich nun die nächste drei Jahre alle drei Monate zu ihr zur Nachsorge kommen muss. Ultraschall wird nur einmal pro Jahr von der Kasse bezahlt, wenn ich häufiger Ultraschall möchte, muss ich selbst zahlen. Die nächste Mammographie wird im September sein. Also verlasse ich die Praxis mit einem weiteren Kontrolltermin im Februar. Die Arztbesuche werden irgendwie nicht weniger.
Bei meiner Ergotherapiesuche bin ich auch ein Stück weitergekommen. Nachdem ich in der letzten Woche bei zwei Praxen eine Nachricht auf dem AB hinterlassen hatte, auf die aber niemand reagierte, habe ich direkt am Montag an beide noch eine Mail geschickt. Und prompt melden sich beide fast zeitgleich mit einem ersten Terminvorschlag bei mir. In dem Telefonat erfahre ich auch, dass die Ergotherapie nicht nur zwanzig Minuten dauern wird, sondern ganze 45 Minuten. Da bin ich mal gespannt, was da alles gemacht wird. Mein erster Termin ist in zwei Wochen.
Wenn ich meine Terminlage so anschaue, fühle ich mich tatsächlich schon wieder wie im Hamsterrad. Nahezu jede Woche ein Arzt- und/ oder Therapietermin. Und es ist noch kein Ende in Sicht. Es ist teilweise ein großer Aufwand, da ich oft sehr weit fahren muss und dann dieses ewige Herumsitzen in den Wartezimmern. Manchmal frage ich mich, wie voll berufstätige Menschen das alles unter einen Hut bekommen. Ich bin selbständig und kann mir diese Zeiten gut einrichten.
Der Rest der Woche wird etwas ruhiger werden. Ich habe noch ein paar Telefonate mit neuen Unterstützern für unSICHTBAR und mit meinem Mann besuche ich eine Veranstaltung von Dr. Leon Windscheid, einem Psychologen, den wir aus dem Fernsehen kennen. Und ich werde unser Haus noch ein wenig weihnachtlich schmücken, denn am Wochenende ist bereits der erste Advent.
