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Der Tag vor der OP

Es ist Montag und der Wecker klingelt um 6.15 Uhr. Es ist der Tag der OP-Vorbereitung und es ist mein 53. Geburtstag. Um acht Uhr ist mein Termin in der Hochtaunusklinik, es liegt ein langer Tag vor mir. Carsten bleibt zu Hause, da ich sowieso die meiste Zeit in irgendwelchen Untersuchungen und Gesprächen bin. Ich erreiche die Klinik pünktlich und dann geht es direkt los – der erste Fragebogen ist für die Anästhesie. Es folgt das Gespräch mit der Onko-Schwester, die mich auch schon während der Chemotherapie betreut hat. Wir begrüßen uns sehr herzlich, da wir uns auch immer in der Herzensrunde mit allen Krebspatienten der Klinik begegnen.

Zwischendrin wird mir noch Blut abgenommen und meine Vitalwerte überprüft. In der Patientenaufnahme ist es noch ziemlich ruhig. Als Nächstes habe ich das Gespräch mit einer Frauenärztin. Ich kenne sie bereits aus dem Brustzentrum. Bei ihr hatte ich meinen allerersten Termin hier im Haus und sie hatte damals geäußert, dass der Befund bösartig sein könnte. Sie klärt nochmals über die OP auf und erläutert die Markierung des Sentinels, des Wächterlymphknotens, die heute in der Uniklinik Frankfurt vorgenommen wird.

Danach folgt das Gespräch mit dem Anästhesisten. Das dauert etwas länger. Er entschuldigt sich dafür, aber er muss den digitalen Fragebogen, den ich bereits vorher auf einem Tablet ausgefüllt habe, auf ein anderes Tablet manuell übertragen. Da habe ich ein Déjà-vu – an der BGU bei meiner OP-Vorbereitung war es sehr ähnlich. Warum lässt man dann die Patienten alles digital ausfüllen, wenn die Ärzte am Ende alles noch einmal in eine andere Software per Hand übertragen müssen? Warum kommunizieren die beiden digitalen Systeme nicht miteinander? Das muss ich nicht verstehen. Aber dadurch dauern diese Vorbereitungsgespräche einfach länger als sie es eigentlich müssten.

Nach meinem Gespräch in der Anästhesie habe ich eine kurze Pause, bis mich das Taxi nach Frankfurt bringen soll. Dieses Zeitfenster nutze ich, um mir beim Bäcker auf dem Klinikgelände noch ein leckeres Geburtstags-Ei-Brötchen zu holen. Irgendwann im Laufe des Tages wird der kleine Hunger kommen. Um 10.30 Uhr fährt mein Taxi vor und es geht los nach Frankfurt zur Uniklinik. Eine halbe Stunde später erreichen wir das Ziel und ich steige in den Keller zur Nuklearmedizin hinab. Nach einer kurzen Wartezeit geht es los. Ich werde über den Eingriff aufgeklärt. Es wird insgesamt vier Injektionen mit einer radioaktiven Lösung rund um die rechte Brustwarze geben. Die Lösung verteilt sich in das Lymphsystem und somit wird der nächstliegende Wächterlymphknoten, der morgen in der OP entfernt werden soll, unter dem Röntgen sichtbar. Insgesamt werden 4 Röntgenaufnahmen im Abstand von einer halben Stunde gemacht. Am Ende wird der Wächter mit einem Edding auf der Haut markiert und ich kann mein Taxi für die Rückfahrt in die Bad Homburger Klinik bestellen.

Zurück in der Hochtaunusklinik geht es weiter bei meiner behandelnden Ärztin im Brustzentrum. Eigentlich sollte auch noch ein Gespräch mit den Gefäßchirurgen stattfinden, aber das wurde anderweitig geklärt. Da mein Port ebenfalls in der Operation entfernt wird, hätte es hier eigentlich noch ein Gespräch gebraucht. Aber meine operierende Ärztin wird den Port selbst entfernen und somit braucht es den Gefäßchirurgen nicht dafür. Zuerst war ich skeptisch, da sie ja eine Frauenärztin ist und auf Brust und andere Frauenprobleme spezialisiert ist. Aber der Anästhesist hat in einem kleinen Nebensatz erwähnt, dass sie eine der besten Ärztinnen im Haus ist und ich bei ihr in sehr guten Händen bin. Er hat schon öfter mit ihr im OP gestanden und diese Aussage beruhigt mich ungemein.

Meine Ärztin macht noch einmal einen Brustultraschall und erklärt mir, dass am OP-Tag morgens erst noch ein Markierungsdraht unter lokaler Betäubung gelegt werden muss. Zuerst bei ihr unter Ultraschall und dann noch ein weiterer in der Radiologie während einer Mammografie. Somit bin ich definitiv nicht die Erste im OP. Interessant fand ich ebenfalls, dass die Radioaktivität noch bis morgen anhält und die Ärztin den Lymphknoten ebenso mit einem Geigerzähler während der OP lokalisieren kann. Ich bin so froh, wenn das alles vorbei ist. Geplant ist eine Übernachtung auf Station, vielleicht klappt es ja diesmal mit einem Einzelzimmer. Wenn alles gut verläuft, komme ich bereits am Mittwoch wieder nach Hause.

Um 14.10 Uhr, also nach insgesamt sechs Stunden, verlasse ich wieder das Klinikgelände und fahre nach Hause. Für heute ist nichts weiter geplant für meinen Geburtstag. Das ist nicht schlimm, denn die Kinder kommen am Wochenende zum Grillen. Mich haben natürlich ganz viele Glückwünsche über unterschiedliche Wege erreicht und ich habe mich sehr darüber gefreut. Die Challenge des Tages in der Klinik war, wie viele Menschen mein Geburtsdatum wahrnehmen und mir auch gratulieren. Ich hatte insgesamt acht unterschiedliche Touchpoints und fünf haben mir gratuliert – ich lege da keinen Wert drauf, aber es war schon sehr belustigend. Mal schauen, wie ich heute Nacht schlafen werde. Morgen klingelt der Wecker um sechs Uhr, denn 7.45 Uhr muss ich mich auf der präoperativen Station einfinden.