
Hochzeitswochenende
Bei sehr heißen dreißig Grad fand letztes Wochenende die freie Trauung und Hochzeitsfeier unserer Tochter statt. Bereits am Freitag verließen wir unser Haus mit Sack und Pack und übernachteten bei unserer ältesten Tochter. Die Braut wurde Samstagmorgen von Carsten zu Hause abgeholt und von ihrer Schwester, die auch ihre Trauzeugin war, geschminkt und gestylt. Gegen Mittag ging es dann los in Richtung Location, der Marienhof Fecher in Niedernberg. Es war geplant, die Hochzeitsfotos vor der Trauung zu machen, was sich in Anbetracht der Temperaturen als sehr weise herausstellte. Während das Brautpaar die Fotosession absolvierte, checkten wir in unserer Ferienwohnung ein, die wir für unsere Übernachtung in der Nähe der Location gebucht hatten. Dem Brautpaar haben wir mit unserem Sohn und unserer Tochter die Übernachtung in einem nahegelegenen Hotel geschenkt. Wir haben ebenfalls den Check-In gemacht und das Auto des Brautpaares direkt am Hotel geparkt, damit sie am Sonntag wieder mobil waren.
Zurück in der Location versammelten sich langsam die Gäste. Dem Brautpaar war irgendwie keine Nervosität anzusehen, sie wirkten sehr ruhig. Aber Carsten, als Brautvater, war nervös, denn er hielt die Traurede. Vielfach zu Hause geübt und mit einem Spickzettel in der Hand. Und dann überkamen ihn die Emotionen während er sprach. Seine Stimme begann zu zittern und er hatte große Mühe, die Tränen zu unterdrücken. Der sonst so coole Carsten wurde richtig emotional. Das rührte auch mich zu Tränen. Mein Taschentuch diente nicht nur zum Tränen tupfen, sondern auch um den Schweiß auf der Stirn zu entfernen. Es war sehr heiß in der Trauscheune. Zum Glück dauerte die gesamte Zeremonie nur zwanzig Minuten. Aber es war ein gelungener Auftakt in eine wunderschöne Hochzeitsfeier. Und das Brautpaar war erleichtert, denn sie hatten keine Ahnung wie die Traurede sein würde. Wir haben diese sehr locker gestaltet und mit einigen Späßen gespickt. Gepaart mit der lockeren Art von Carsten kam es sehr gut an.
Nachdem der offizielle Teil vorbei war, wurde es sehr locker. Die Anspannung fiel bei allen ab und wir genossen die Feier, das Beisammensein und natürlich auch das sehr gute Essen. Zur späten Stunde wurde auch getanzt. Nachdem ich meine Absatzschuhe gegen ein paar bequeme flache Schuhe eingetauscht habe, konnte auch ich eine kesse Sohle auf´s Parkett legen. Mein Fuß war zwar sehr geschwollen, aber ich hatte keine Schmerzen. Es war so schön, einfach mal wieder tanzen zu können. Rückblickend kann ich sagen, dass es eine wunderschöne Feier war. Unsere Tochter hat so viel Herzblut in diese Planung gelegt und damit ein unvergessliches Erlebnis für sich und ihren Mann geschaffen.
Und für mich? Ich bin so dankbar, das nach den zurückliegenden intensiven acht Monaten miterleben zu dürfen. Die eigenen Kinder aufwachsen zu sehen. Ein Teil ihres Lebens zu sein, auch wenn sie erwachsen sind. Eine Hochzeit ist natürlich als Brautmutter etwas ganz Besonderes. Und auch wenn es bereits die zweite Hochzeit bei unseren Töchtern war, war sie doch wieder ganz anders. Und das ist gut so.
Im Vorfeld habe ich mir viele Gedanken dazu gemacht, ob ich auf den Hochzeitsfotos mit oder ohne Perücke sein möchte. Die Perücke hatte ich dabei, aber die hochsommerlichen Temperaturen haben mir diese Entscheidung sehr leicht gemacht. Keine Perücke, sondern Sabine mit den neuen Haaren acht Wochen nach der letzten Chemo.