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Spontan & Flexibel

Ich bin eher selten spontan. Ich plane gern und mag es mit etwas Vorlaufzeit. ABER in der letzten Woche hat mir ein spontaner Ausflug mit dem Wohnmobil zu einem nahegelegenen Weiher richtig gut gefallen. Es ist Donnerstagabend und wir haben mit Freunden telefoniert, um einen neuen Termin für ein Wiedersehen zu vereinbaren. Als wir beide unsere Kalender zückten, kam der Vorschlag unserer Freunde: Was ist mit morgen? Morgen ist Freitag und mein bestrahlungsfreier Tag, da ich heute am Feiertag zur Bestrahlung war. Kurzes Schweigen und Überlegen. Dann die spontane Zusage für ein gemeinsames Wohnmobiltreffen am Hattsteinweiher. Vorfreude macht sich breit, einfach mal raus und die Seele baumeln lassen. Der Camper ist schnell gepackt. Ich nehme noch den selbstgebackenen Quarkkuchen für das gemeinsame Kaffeetrinken mit. Am Abend bestellen wir Pizza in einer nahegelegenen Pizzeria, die uns zum Wohnmobilstellplatz am Weiher geliefert wird. Es ist so schön und sehr entspannend. Die Männer nehmen ein Bad im kühlen Nass, während wir Frauen in tiefgründige Gespräche abtauchen. Und ich trinke seit langem mal wieder ein Glas Wein, da während der Chemotherapie auf Alkohol verzichtet werden soll. In der Nacht ist es draußen ziemlich kühl, aber wir haben zum Glück unsere Federbetten dabei. So lässt es sich nach einem Tag mit sommerlichen Temperaturen, dennoch gut schlafen. Am nächsten Morgen frühstücken wir noch ausgiebig gemeinsam, bevor wir uns wieder auf den dreißigminütigen Heimweg begeben. Eigentlich sollte man genau so etwas des Öfteren tun – einfach mal losfahren.

Der Start in die neue Woche ist etwas holprig. Als ich bereits fünfzehn Minuten im Auto unterwegs zu meinem Bestrahlungstermin war, erhielt ich einen Anruf aus der Strahlentherapie. Mir wurde mitgeteilt, dass das Gerät defekt ist und mein Termin um 10.45 Uhr nicht wie geplant stattfinden kann. Sobald die Reparatur abgeschlossen ist, werde ich über eine neue Uhrzeit informiert. Ich wies noch darauf hin bei der Planung zu beachten, dass ich ungefähr eine Stunde Anfahrtsweg habe. Somit kehrte ich also wieder um und fuhr nach Hause. Mein Mann wunderte sich über meine frühe Rückkehr. Nach gut drei Stunden dann der erneute Anruf und die Information zu meinem neuen Bestrahlungstermin – Montagabend um 20.40 Uhr. Habe ich eine Wahl? Nein, denn dies ist meine vorletzte Bestrahlung, die ich heute noch hinter mich bringen möchte. Hier ist also meine Flexibilität gefragt. Spontan hat mir unsere älteste Tochter angeboten bei ihnen zu übernachten, denn mein Bestrahlungstermin am Dienstagvormittag blieb bestehen. Die Entfernung von dort zur Klinik sind nur zwanzig Minuten. Das Angebot nahm ich sehr gern an und so hatte ich am Morgen noch die Chance unsere Enkelin kurz zu sehen, bevor sie zur Kita ging und ich zur Bestrahlung fuhr.

Die letzte Bestrahlung – es ist geschafft, ein weiterer Meilenstein. Insgesamt fünfzehnmal. Es folgte noch ein Abschlussgespräch mit der Strahlenärztin. Bis auf einen juckenden Hautausschlag habe ich bisher keine Nebenwirkungen. Allerdings können noch bis sechs Wochen nach der letzten Bestrahlung Nebenwirkungen auftreten. So ganz nebenbei übergibt sie mir noch einen Zettel mit einem Termin für eine Nachsorgeuntersuchung in zwei Wochen. Und wieder ist meine Flexibilität gefragt. Ein erneuter fremdbestimmter Termin in meinem Kalender. Zum Glück habe ich an diesem Tag noch keine eigenen Termine im Kalender stehen. Ähnlich ging es mir gestern schon mit einem erneuten Kontrolltermin im Brustzentrum. Dieser findet in der gleichen Woche statt, nur an einem anderen Tag. Meine Flexibilität wird mal wieder auf eine harte Probe gestellt.

Dennoch ist heute ein schöner Tag den wir mit einem Bummel durch Limburg und einem Restaurantbesuch „feiern“ – ich habe die zweite Etappe meiner Krebstherapie abgeschlossen. Neun Monate nach meiner Erstdiagnose. Meinen OP-Termin habe ich bereits bekommen, am 22. Juli ist es so weit. Geplant ist brusterhaltend zu operieren und ein Wächterlymphknoten wird entfernt. Wenn alles nach Plan verläuft, bin ich nur eine Nacht im Krankenhaus.

Und jetzt freue ich mich auf die bevorstehende Hochzeit unserer mittleren Tochter am Wochenende.