Allgemein

Woche zwei – VORBEI

Zwei Wochen – insgesamt neun Tage mit neun Bestrahlungen und 800 gefahrene Kilometer liegen hinter mir. Nur noch sechs Bestrahlungen und dann habe ich die zweite Etappe der Akuttherapie geschafft. Vor der täglichen Fahrerei in die Klinik hatte ich etwas Bammel, aber es ist gar nicht so schlimm. Und ich fühle mich so gut, dass ich ganz allein fahren kann. Ich habe noch immer keine Nebenwirkungen, die Haut der bestrahlten Brust sieht gut aus und auch sonst leide ich nicht unter erhöhter Müdigkeit oder Energieverlust. Das kann jetzt gern so bleiben. Eines vermisse ich aber bei der Strahlentherapie. Es sind die Begegnungen mit anderen Patienten. Man hat kaum Wartezeiten, was natürlich extrem super ist, aber dadurch sind im Wartezimmer kaum mehr als zwei Menschen zur gleichen Zeit. Und man sitzt nicht lange. In dieser Woche habe ich es sogar geschafft, innerhalb der dreißig Minuten für das kostenfreie Parken im Parkhaus zu bleiben. Selbst mit den unendlich langen Wegen durch die Klinikflure.

Am Dienstag war das kostenfreie Parken bedingt durch meine späte Ankunft in der Klinik, da mein Termin beim Kardiologen diesmal extrem lange dauerte und ich noch einen Fahrtweg von 23 Minuten dazwischen hatte. Somit bin ich ziemlich abgehetzt drei Minuten vor meinem Bestrahlungstermin im Wartebereich der Radioonkologie gelandet. Ich saß kaum und wurde auch schon aufgerufen. Nach zehn Minuten war ich wieder draußen. Auf meinem Nachhauseweg kehrte ich schnell noch beim großen schwedischen Möbelhaus ein, um ein paar Besorgungen zu machen. Nein – keine Teelichter! Beim Kardiologen hat sich nichts Auffälliges ergeben. Das EKG und der Herzultraschall waren ohne Befund. Die Chemotherapie kann als Nebenwirkung Herzrhythmusstörungen sowie Bluthochdruck oder Herzrasen verursachen. Deshalb muss ich während der Akuttherapie alle drei Monate zur Kontrolle beim Kardiologen vorstellig werden. Dort Termine zu bekommen ist wie ein Sechser im Lotto. Ich habe einige Telefonate während meiner Zeit im Wartezimmer mitbekommen, bei denen die Schwestern erst im Januar wieder Termine vergeben können. Zum Glück habe ich meinen Termin für September bereits.

In dieser Woche habe ich an einer Online-Selbsthilfegruppe der Frauenselbsthilfe (FSH) teilgenommen. Ich habe keine bestimmten Themen, die mich bewegen, aber ich würde gern mit anderen Patientinnen in den Austausch kommen. Online-Formate finde ich immer sehr interessant, da ich räumlich unabhängig teilnehmen kann. Wir waren eine Gruppe von acht Frauen, alle mit ihrer eigenen Krebsgeschichte. Die drei Moderatorinnen der FSH waren klasse. Sie haben gut moderiert und alle Teilnehmerinnen eingebunden. Die Themen und Fragen wurden zu Beginn der anderthalbstündigen Session gemeinsam festgelegt und jeder konnte seinen Input dazu geben. Sehr interessant und auch für mich sehr aufschlussreich, ich werde beim nächsten Online-Termin wieder dabei sein. Die Gruppe trifft sich einmal im Monat. Von der gleichen Organisation gibt es ebenfalls eine Vor-Ort-Gruppe in Bad Homburg. Vielleicht werde ich auch dort einmal teilnehmen. Die Leitung dieser Gruppe habe ich bereits in der Hochtaunusklinik kennengelernt.

In den sozialen Medien habe ich vor ein paar Tagen einen Post der FSH gesehen mit dem Inhalt Green Hair Day. Ein ganz tolles Format, dass die Verbundenheit der Menschen zu Krebspatienten anhand einer grünen Perücke oder grünen Haarsträhne sichtbar machen soll. Auch Patienten selbst können daran teilnehmen und dadurch sichtbar werden. Dieser Tag soll jährlich stattfinden und sogar auf ganz Deutschland ausgeweitet werden. Das finde ich eine sehr schöne Idee und ich hoffe, dass viele Kliniken im nächsten Jahr daran teilnehmen werden.

Meine Woche war gut gefüllt mit Terminen, alles rund um meine Erkrankung. Meine Vormittage waren komplett durch die Bestrahlung ausgefüllt. Die Nachmittage habe ich für mich genutzt – etwas Gartenarbeit, Hausarbeit und ganz viel Me-Time. Am Donnerstagabend fand wieder der Ernährungsworkshop für Krebspatienten statt. Zehn Frauen, die unter Anleitung gemeinsam kochen, Spaß haben und sich austauschen. Bekannte Gesichter und auch wieder neue Teilnehmerinnen. Und natürlich mit leckerem Essen – diesmal gab es einen gesunden Smoothie mit Spinat als Aperitif. Zum Hauptgang gab´s Hähnchenfilet aus dem Ofen mit Ofenkartoffeln und Fenchelgemüse. Fenchel ist eigentlich gar nicht mein Fall, aber es war sehr lecker. Der Nachtisch bestand aus griechischem Joghurt mit frischen Feigen und mit Walnüssen, die mit aufgekochtem Honig übergossen wurden. Das war einerseits sehr frisch, natürlich auch süß und hat richtig gut geschmeckt. Unser Thema diesmal war: Apetit anregen & Verdauung. Die Rezepte werden mit und von der teilnehmenden Ärztin ausgesucht. Sie gibt während des Workshops wertvolle Tipps rund um die Ernährung. Die zweieinhalb Stunden sind wieder wie im Flug vergangen.

Und der Fuß? Läuft. Das Sprunggelenk ist noch etwas geschwollen. Ich versuche das Bein so oft wie möglich hochzulegen und zu kühlen. Schmerzen habe ich keine mehr, aber die hundertprozentige Beweglichkeit ist noch nicht wieder hergestellt. Das braucht noch eine Weile. Aber das Laufen, vor allem endlich freihändig Treppen laufen, klappt sehr gut. In der Klinik nutze ich keinen Fahrstuhl mehr, sondern nehme die Treppe, um ins Untergeschoss zur Radioonkologie zu gelangen.