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Weg mit den Dingern

Den Wochenstart, Montag und Dienstag, haben wir mit der Betreuung unserer Enkelin verbracht – Eingewöhnung in der Kita geht halt nur stundenweise. Selbst den Ausflug in den Zoo durfte die Kleine am Dienstag nicht gemeinsam mit den Kita-Kindern erleben. Wir unterstützen die Eltern so gut es geht und freuen uns immer sehr, wenn die Kleine bei uns ist. Am Montag waren wir mit ihr im Baumarkt und da hat sie ein Kinderspielhaus entdeckt. Sie dort wieder wegzubekommen, war nicht leicht. Kurzerhand haben wir am Dienstag genau dieses Spielhaus aus Holz dann mit ihr gekauft und direkt in unserem Garten aufgebaut. Es ist so süß sie beim Spielen zu beobachten und wie sie die Erwachsenen nachahmt.

Heute ist Mittwoch und endlich der langersehnte Kontrolltermin beim Orthopäden. Mein Unfall war vor knapp acht Wochen und meine Operation liegt sechs Wochen zurück. Nach dieser Zeit stand die Röntgenkontrolle an. Und was soll ich sagen, alles sieht super aus, laut dem Arzt. Der Knochen verheilt gut und die Schrauben sowie die Platte sitzen nach wie vor an der richtigen Stelle. Jetzt kann es endlich mit der Vollbelastung des Beines losgehen. Den Stiefel soll ich noch eine Woche tragen und zur Sicherheit die Krücken ebenfalls noch nutzen. Danach wird für drei Wochen auf eine stabilisierende Bandage gewechselt, um dem Knöchel noch etwas Halt zu geben. Und natürlich auch für das Kopfkino, denn nach fast acht Wochen mit Krücken muss ich mich auch davon erstmal wieder entwöhnen und das Vertrauen in meine zwei Beine zurückbekommen.

Einen leichten Schockmoment erlebte ich dann direkt in der heutigen Physiotherapie. Ich erzählte freudestrahlend von meinem Besuch beim Orthopäden und die Therapeutin geht dann direkt in die Vollen. Sie platziert mich an einer Sprossenwand und ich sollte Squats ohne AirCast mit voller Belastung auf dem linken Bein machen. Puh, in meinem Kopf bricht eine leichte Panik aus, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Aber sie meinte, wenn der Arzt sagt, wir dürfen voll belasten, dann müssen wir das auch tun, und zwar so schnell wie möglich. Recht hat sie. Und ich muss versuchen, meinen Kopf auszuschalten. Nach den ersten zehn Wiederholungen fühlt es sich auch gar nicht mehr so schlimm an – Schmerzen habe ich ja zum Glück schon lange keine mehr in dem Bein. Als zweite Übung folgt der Ausfallschritt – krankes Bein vorn und das Gesunde hinten und mit dem Knie des hinteren Beins Richtung Boden. Anstrengend, denn ich bin absolut nicht mehr im Training, aber alles machbar. Ich fühle mich sicher und gut dabei. Da wusste ich aber noch nicht, was mich als Nächstes erwarten würde. Ich darf meinen „Stiefel“ wieder anziehen und es folgt ein Lauftraining – ohne Krücken. Oha, ich merke, wie mir heiß wird. Aber fasse all meinen Mut zusammen und löse meine Hand von der Sprossenwand, an der ich noch immer stehe. Die Therapeutin hält mir ihre Hand zur Sicherheit hin und ich laufe los. Dreimal durch den Raum und es geht immer besser. Unsere heutige Therapiestunde ist vorbei und eine Challenge hat sie noch für mich parat. Sie übergibt meine Krücken an Carsten und ich soll allein zum Auto laufen, dass direkt vor der Tür steht. Kein weiter Weg, aber natürlich mit Unebenheiten auf dem Fußweg und der Straße. Aber ich fasse all meinen Mut zusammen und laufe los. Es klappt wirklich gut, hätte ich nicht gedacht. Man gewöhnt sich so schnell an diese Krücken als Hilfsmittel und es braucht dann einfach so eine krasse Entwöhnung, wie ich sie heute erlebt habe. Und dafür bin ich der Therapeutin sehr dankbar. Meine Hausaufgaben sind das Lauftraining und die Muskelkräftigung – schaffe ich und will ich. Es muss endlich ein Ende haben.

Auf der Heimfahrt bin ich so happy, denn mir wird gerade bewusst, was das nun für mich bedeutet. Ich kann endlich meine Selbständigkeit zurückerlangen und Carsten entlasten. Den Rolli können wir wieder verkaufen, den möchte ich nun nicht mehr benutzen. Und für die Krücken hat Carsten bereits eine andere Verwendung geplant – wieder eines seiner „Bastelprojekte“.