
Paul ist weg
Die neue Woche beginnt mit Therapie und Arzttermin. Gleich morgens um acht geht´s los mit der Physiotherapie. Wir dehnen und kräftigen, sodass der Fuß bald wieder seine ursprüngliche Beweglichkeit erlangt. Allerdings ist es teilweise doch auch ein wenig schmerzhaft – nach über sechs Wochen mit dem AirCast sind die Bänder und Sehnen nicht mehr ganz so geschmeidig. Daran arbeiten wir und für zu Hause bekomme ich regelmäßig neue Trainingsaufgaben. Im Gelenk sitzt noch eine dicke Schwellung, die manche Bewegungen sehr erschwert und die Wassereinlagerung im Fuß ist ebenfalls noch ziemlich stark. Aufgrund meiner Thrombose empfiehlt die Therapeutin aber vorerst keine Lymphdrainage zu machen. Nächste Woche habe ich wieder einen Termin beim Orthopäden und werde es dort einmal ansprechen.
Gegen Mittag habe ich wieder einen Termin im Brustzentrum in der Hochtaunusklinik. Ich bin weder aufgeregt, noch habe ich Angst davor. Es ist erstaunlich ruhig in der onkologischen Ambulanz, nur wenige Patienten sind hier. Gut für´s Personal – sie haben mal ein wenig Zeit zum Durchatmen. Heute ist die Nachbesprechung der Chemotherapie und die weitere grobe Planung. Da ich an der Neorad-Studie teilnehme, ist ebenfalls eine neue Stanzbiopsie mit einer Gewebeprobe vom Tumor vorgesehen. Meine super nette Ärztin beantwortet mir geduldig alle Fragen, die ich mir aufgeschrieben habe. Sie macht einen Ultraschall zunächst auch von der linken gesunden Brust. Es ist alles in bester Ordnung. Dann geht´s mit der rechten Brust weiter und ich bin gespannt, ob der kleine Paul noch da ist. Selbst die erfahrene Ärztin hat Mühe noch irgendwas von Paul zu entdecken. Sie findet den Clip, der mir zu Beginn der Chemotherapie eingesetzt wurde. An dieser Stelle war damals auch das zu Hause von Paul. Es ist nichts mehr zu sehen. Paul ist also endgültig ausgezogen. Die Chemo war somit ein voller Erfolg. Nun folgt noch die Stanzbiopsie. Das Prozedere ist mir bekannt – zunächst wird die Brust an der betroffenen Stelle mit einer Spritze lokal betäubt und dann erfolgen insgesamt drei Gewebeprobeentnahmen. Ich spüre nichts davon. Lediglich das Geräusch der Stanze könnte einen erschrecken, aber auch das macht mir nix aus. Nun heißt es warten auf das Ergebnis aus der Pathologie, ob noch Tumorzellen enthalten sind.
In Bezug auf die Osteoporose empfiehlt sie mir eine zusätzliche Untersuchung bei meiner Internistin, da sie vermutet, dass nicht nur die Chemo dafür ursächlich ist. Eventuell gibt es noch einen anderen Auslöser dafür. Ich hatte ja bereits vor sechs Jahren eine Osteoporose, als ein Nebenschilddrüsenadenom diagnostiziert und anschließend entfernt wurde. Damals war nach zwei Jahren die Knochensubstanz wieder im Normalbereich. Da ich sowieso noch einen Kontrolltermin bei der Internistin wegen meiner letztjährigen Schilddrüsenentzündung machen muss, kann das direkt wieder kontrolliert werden. Interessant ist, dass der Operateur direkt bei der OP meines Fußgelenks festgestellt hat, dass die Knochensubstanz sehr schlecht ist. Daraufhin wurde an der BGU die Knochendichtemessung veranlasst. Da habe ich wahrscheinlich Glück gehabt, dass ich mir am 28. März nicht beide Beine gebrochen habe. Na mal schauen, was bei dieser Geschichte noch herauskommt.