Kurztrip, Plätzchen, neue Diagnose
Schon seit einiger Zeit ist unsere Kurzreise nach Lissabon geplant. Mein Mann besuchte an einem Tag einen Websummit, um sich ein wenig in der aktuellen Techwelt umzuschauen, während ich mir eine schöne Zeit machte. Fünf Tage und ein kleines Boutique-Hotel mitten in der Stadt. Die Sehenswürdigkeiten alle zu Fuß erreichbar, unser tägliches Schrittziel von 8000 haben wir locker geknackt. Die ersten beiden Tage war noch richtig schönes Wetter, knapp zwanzig Grad und ich musste mir sogar noch eine Sonnenbrille kaufen. Die Stadt ist wunderschön und zum Glück nicht ganz so voll, wie wahrscheinlich in der Hauptreisezeit im Sommer. Es gibt viel zu sehen und zu erkunden, ob zu Fuß oder ganz bequem per Uber oder Tram, die quer durch die Stadt fährt. Die kurze Auszeit hat einfach gut getan. Die Seele baumeln lassen, leckere Köstlichkeiten schlemmen und den Geist mal wieder ein wenig fordern. Sich auf Neues einlassen und dem Alltag entfliehen. Ob der digitale Checkin am Flughafen oder die portugiesische App für ein Leihfahrrad, auch wir müssen bei manchen digitalen Angeboten erst einmal schauen, wie alles funktioniert.
Am darauffolgenden Wochenende war unsere Enkelin zu Besuch und wir haben gemeinsam die ersten Plätzchen für dieses Jahr gebacken. Den Plätzchenteig fand sie sehr lecker und sie hat dementsprechend viel genascht. Aber das haben wir alle als Kinder gern gemacht. Wichtig ist die Freude am Backen und die gemeinsame Zeit. Im letzten Jahr war das leider nur eingeschränkt möglich aufgrund meiner Krebstherapie. Wobei ich schon spüre, dass ich noch nicht zu einhundert Prozent wieder fit bin. Ich erschöpfe teilweise recht schnell und mir tut der ganze Körper weh. Aber ich beisse die Zähne zusammen.
Was allerdings unbedingt abgeklärt werden muss, sind meine Schmerzen im rechten Arm. Mal mehr, mal weniger intensiv, aber trotzdem immer da. Dienstag ist der Termin bei meiner Neurologin. Wieder ein Wartezimmer und wieder eine Stunde mit warten verbracht. Die Ärztin nimmt sich viel Zeit und untersucht mich eingehend. Nach einer Nervenmessung an beiden Armen und Händen ist klar, dass ich ein beidseitiges Karpaltunnelsyndrom habe. Rechts mehr als links, aber dennoch sind beide Arme betroffen. Na prima. Durch die gesamte Akuttherapie kann sich das vor allem rechts deutlich verschlechtert haben, aber sicher sagen lässt sich das natürlich nicht. Zumindest gibt es jetzt eine Diagnose und eine Behandlung. So verlasse ich die Praxis mit einer Heilmittelverordnung für zehnmal Ergotherapie, einem Rezept für ein Vitaminpräparat, das die Nervenregeneration unterstützen soll und einem Termin in exakt zwölf Wochen zur Nachkontrolle. Ebenso soll ich die Unterarmschiene weiterhin nachts tragen, um das Handgelenk ruhig zu stellen. Irgendwie nimmt es kein Ende, die Nachwirkungen der heftigen Krebstherapie kommen nun wahrscheinlich so langsam hervor. Alles irgendwie überstanden, aber dennoch noch nicht wieder komplett genesen.
